Ganz schön geschäfts-tuch-tig
ErfolgsgeschichtenDas Ding des Monats: Antje Heuer und ihre Fadenfactory

Mit einem befriedigend-mechanischen Rattern näht die Nähmaschine einen pinken Rollsaum ins lilafarbene Tuch. Ratatatatatatatatak – Schnitt – nächste Seite – Ratatatatatak. Fertig. Wenn alle vier Seiten vernäht sind, kommt noch ein kleines Label in die Ecke und das Musselintuch kann in den Versand.
In Zeiten von digitalen Softwareprodukten und Cloud-Geschäftsmodellen hat eine so analoge Arbeit wie die von Antje Heuer und ihrem Team etwas Entspannendes, etwas Beruhigendes. Stoff auswählen, zuschneiden, nähen und rollieren, säubern, verpacken und ab geht’s.
Aber natürlich ist das auch nur ein kleiner Teil der Wahrheit – denn der Computer ist auch bei Heuer nicht weit. Und in ihm spielt sich die wahre Magie ab. „Menschen schätzen nachhaltige und fair produzierte Waren. Und wir beweisen, dass man auch Textilien lokal in Deutschland produzieren kann. Mit meinem Onlineshop habe ich alles dafür getan, dass Interessierte mich perfekt im Internet finden können. Wir erhalten mittlerweile mehr Anfragen als wir Ware produzieren können.“, so die 43-Jährige.
XXL-Halstücher für den Kuschelfaktor
Einen Großteil ihrer farbenfrohen Tücher verkauft sie heute über ihren Onlineshop, sowie auf der Do-it-Yourself-Plattform Etsy, ein weiterer Teil geht an über 20 Geschäfte aus dem stationären Einzelhandel in Deutschland. Die Tücher, oft als Schals getragen, fertigt sie aus feinem Musselinstoff in Crash-Optik. Zudem kann man die Stoffe auch als Meterware kaufen.
Ihre Kundinnen und Kunden sind durch die Bank begeistert: „Bei der kalten Zeit gerade nicht mehr wegzudenken ;)“ „Alles toll! Es ist schon mein zweites XXL Tuch von der Fadenfactory und ich bin begeistert.“ und „Ein wunderschönes Tuch! Ich bin begeistert! Vielen Dank!“ schreiben sie etwa auf Etsy und vergeben im Durchschnitt fünf von fünf Sternen.
Factory im Aufbau
Über 30 verschiedene Farbtöne stapeln sich in ihrer Schneiderwerkstatt im Bremer Stadtteil Horn, meist in angesagten Melange- und Pastelltönen gehalten. Die Werkstatt ist neu: Erst seit Juli 2021 arbeitet sie in hier, zuvor nutzte sie ihre Wohnung als Produktionsstätte. „Die ist mir aber schnell zu klein geworden, ich brauchte Platz. Die Leute rennen uns die Bude ein. Ich hatte kaum Zeit, mich hier einzurichten und konnte schon drei Mitarbeiterinnen einstellen. Wir produzieren am laufenden Band“, freut sie sich über ihren eigenen Erfolg.

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500 Tücher fertigen sie mittlerweile pro Monat. Die Bio-Baumwollstoffe sind nach dem international erkannten GOTS-Standard zertifiziert. In Bremen entsteht aus dem Stoffballen das Endprodukt. Das ist nicht nur nachhaltig, es löst auch ein ganz anderes Problem. „Durch unsere lokale Produktion haben wir keine langen Lieferketten, unsere Tücher werden unter fairen und transparenten Bedingungen hergestellt und das ist für die Kundschaft nachvollziehbar“, weiß Heuer. Es zähle heute eben nicht nur das Endprodukt, sondern auch die Bedingungen, unter denen es entstanden sei.
Gibt es einen roten Faden im Leben?
Was das Führen eines eigenen Unternehmens angeht, ist Heuer alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. 2019 hatte sich die Wirtschaftspsychologin und langjährige Raumfahrt-Managerin hauptberuflich selbstständig gemacht. Damals entstand das Unternehmen „Fadenfactory“ aus der gleichnamigen Internetseite, die sie zuvor als Hobby und Nebengewerbe betrieb. Heuer designte und verkaufte Schnittmuster, die sich Nutzerinnen und Nutzer herunterlanden und dann selbst nachschneidern konnten. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell, in dem sie ihre betriebswirtschaftliche Expertise mit ihrem Talent fürs Design verband.

Diese Schnittmuster gibt es nach wie vor zu kaufen, aber seit Januar 2021 konzentriert sich Heuer komplett auf die angesagten Halstücher. Stimmt damit die Aussage noch, sie hätte den „roten Faden in ihrem Leben“ gefunden, wie wir es damals in unserem Artikel über sie schrieben? Ja – denn schon damals folgte sie ihrer Leidenschaft und stellte die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Genau wie jetzt, wo sie mit neuen Inhalten ihre Philosophie weiterführt und mit ihrer Erfahrung und ihren Fähigkeiten verbindet: „Ich habe jahrelang hart dafür gearbeitet und am Ende hat es sich ausgezahlt."
Dabei unterstützte sie stets das Starthaus Bremen & Bremerhaven. „Das Starthaus-Team hat mir bei der Selbstreflektion und bei der Optimierung meines Geschäftsmodells geholfen“, sagte sie damals schon und ist davon auch heute noch überzeugt. Sie hielt während ihrer Gründungsphase Kontakt zu ihren Starthelferinnen und Starthelfern und arbeitete mit ihnen zusammen an ihrem eigenen Business.
Und für dieses Engagement ist sie unser „Ding des Monats“ im Februar 2022!
Das Ding des Monats - powered by Starthaus
Dezember 2021: Claudia Schreiber und ihre Seifenmanufaktur
Januar 2022: Laura Brandt und ihr nachhaltiger Gewürzhandel
März 2022: Das Designstudio weserholz
April 2022: bresh und die Zahnputztabletten
Mai 2022: Soft-Drinks von BETTERGY
An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
Ihr wollt eure Gründungsidee erfolgreich präsentieren? Dann braucht ihr ein überzeugendes Pitch Deck! Wie ihr es richtig aufbaut, um Kundinnen und Kunden, Kooperationspartner:innen und Investor:innen für euch zu gewinnen, erfahrt ihr hier.
Zu den TippsSich beim Frühstücken Zeit lassen und aus einem abwechslungsreichen Angebot jenseits des Hotelbuffet-Standards wählen. Jenifer Dagligil liebt so etwas. So sehr, dass sie daraus eine Geschäftsidee entwickelt und in Bremerhaven ihr Café „Lieblingsplatz“ eröffnet hat. Nach nur kurzer Anlaufzeit hat das „all day breakfast“ dort viele Stammgäste gefunden.
Euer neuer Lieblingsplatz?Der Bedarf an medizinischen Massagen und krankengymnastischen Behandlungen wächst stetig. Doch in der wohnortnahen Versorgung klaffen Lücken. Ulrich Rademann hat daraus eine berufliche Chance entwickelt und mit dem „Gesundheitswerk“ in Bremerhaven-Lehe seine eigene Praxis für Physiotherapie eröffnet.
Sein Weg zur eigenen Praxis