9.6.2023 - Mona Fendri

Freiheit auf vier Rädern

Starthaus Coachingprogramm

Greencamp Die Vanmanufactur baut Camper nach individuellen Wünschen aus

Laura Woggan in einem ausgebauten Camper
Unterwegs mit dem eigenen Traum-Camper: Laura Woggan baut Fahrzeuge nach den persönlichen Wünschen der Kund:innen aus. © Greencamp Die Vanmanufactur

Laura Woggan liebt es, mit dem Camper zu verreisen. Für die 32-Jährige bedeute es Freiheit, mit den eigenen vier Rädern flexibel zu sein, in der Natur Halt zu machen und sich jeden Tag aufs Neue überlegen zu können, wo sie denn hinfahren möchte. „Man erlebt immer etwas Neues und lernt interessante Menschen kennen“, schwärmt sie.

Ein Trend, mit dem sie nicht allein ist. Als in der Coronazeit Hotelurlaube aufgrund von Lockdowns und Hygieneregeln schwieriger wurden, erlebte das Reisen mit dem Wohnmobil oder dem Camper einen regelrechten Boom. Auch Laura Woggan entschied sich damals, ihren eigenen VW T4 zu einem Camper umzubauen, um weiterhin unabhängig in den Urlaub fahren zu können. Da kam ihr die Idee, dieses Konzept auch anderen anzubieten. „Neben all den Leuten, die sich selbst ihre Wagen umbauen, gibt es andere, die es handwerklich oder zeitlich nicht umsetzen können und trotzdem etwas Eigenes, Selbstgestaltetes haben möchten.“

Von der Mechatronikerin zur selbstständigen Unternehmerin

Nach und nach entwickelte sie ihre Idee zu einem businessreifen Konzept, bis es 2022 zur offiziellen Gründung von Greencamp Die Vanmanufactur UG kam. Zusammen mit einem Angestellten erfüllt sie nun in ihrer Werkstatt in Bremen-Hemelingen Camper-Träume – und die Nachfrage steigt weiter.

Das technische Know-how eignete sich Woggan während ihrer Ausbildung zur Mechatronikerin in der Fahrzeugindustrie an und kam dabei mit verschiedenen Bereichen wie Metallbearbeitung, Elektronik und Informatik in Berührung. „Diese Ausbildung war das Beste, was ich machen konnte“, erklärt sie. „Es fiel mir leicht zu lernen, es ist mein Ding und macht mir einfach Spaß“. Vor allem die Kreativität begeistere sie an diesem Beruf, denn man könne sich immer auf neue Aspekte einstellen. „Gerade, wenn ich vor einer kaputten Anlage stehe, muss ich kreativ sein und schnell improvisieren können, um eine Lösung für das Problem zu finden.“

Dass sie als Frau in einer immer noch männerdominierten Branche tätig ist, sieht Woggan nicht als Nachteil. „Ich habe sehr gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Männern gemacht“, bestätigt sie. „Wenn das Interesse wirklich da ist, kann man sehr viel lernen, egal, ob Mann oder Frau.“ Wenn ihr Unternehmen weiter wächst, möchte sie selbst ausbilden – besonders Mädchen und Frauen würde sie den Beruf gerne näherbringen.

Ein ausgebauter Camper von innen
Alles, was man für die Reise braucht: Greencamp Die Vanmanufactur bietet verschiedene Gestaltungslinien für Camper an. © Greencamp Die Vanmanufactur

Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten

Generell wünscht sie sich, ihr Unternehmen personell zu vergrößern. Fünf bis zehn Angestellte sind mittelfristig ihr Ziel, um mehr Autos ausbauen zu können. Aktuell kann sie einen Wagen nach dem anderen abarbeiten.

Doch wie kommt die Kundin oder der Kunde an den Traum-Camper? „Im besten Fall hat die Person schon ein eigenes Fahrzeug, einen leeren Transporter zum Beispiel, den sie sich ausbauen lassen möchte. Wenn nicht, unterstützen wir gerne bei der Suche, das Fahrzeug kauft die Kundin oder der Kunde aber selbst“, erklärt Woggan.

In einem anschließenden Gespräch geht es um die Wünsche der Kundin oder des Kunden. Drei Gestaltungslinien bietet die Greencamp Die Vanmanufactur an: Eine Einsteigerlinie, die alles Nötige für die Reise bereitstellt: ein Bett, ein Tisch mit Sitzgelegenheit, eine kleine Küchenzeile mit Waschbecken und Gaskocher sowie eine Außendusche. Auch eine Stromversorgung steht zur Verfügung. „Diese Linie ist relativ einfach gehalten, aber sehr beliebt und wird meistens in den kleinen Fahrzeugen eingesetzt, die dann auch weiterhin im Alltag ganz normal benutzt werden können“, so die Gründerin.

Bei der zweiten Gestaltungslinie steht der nachhaltige Gedanke im Vordergrund. Der Strom wird durch Solarenergie gewonnen, Trinkwasser direkt durch eine Filteranlage erzeugt und die verwendeten Materialien sind nachhaltig und natürlich. So bestehe die Möglichkeit, auch abseits von Campingplätzen übernachten zu können, ohne auf das Wesentliche zu verzichten.

„Die dritte Linie ist das Luxusobjekt, das wunschlos-glücklich-Paket. Generell möchten wir aber, dass all unsere Linien für junge Paare oder junge Familien bezahlbar sind. Unsere Einstiegspreise liegen zwischen 8.000 und 10.000 Euro. Das ist günstiger, als ein großes Wohnmobil zu kaufen“, erklärt sie weiter. Darüber hinaus sei eine neue Linie in Planung, speziell für Hunde-Besitzer:innen. „In der Küchenzeile wird es zum Beispiel noch eine Schublade mit Napf geben“, freut sich Woggan, die selbst gerne mit ihrem Hund Anton verreist.

Laura Woggan und ihr Hund Anton vor dem Camper
Laura Woggan ist gerne mit ihrem vierbeinigen Freund Anton unterwegs. © Greencamp Die Vanmanufactur

„Je ausgefallener, desto besser“

Wenn die Ausstattungslinie ausgesucht ist, besprechen Woggan und der oder die Auftraggeber:in das individuelle Raumkonzept: Wie soll der Innenraum aussehen? Wie groß soll das Bett sein, wie viel Stauraum ist nötig? Hat die Kundin oder der Kunde besondere Gestaltungswünsche? Welche Farben und Furniere sollen es sein? Woggan zeichnet einen ersten Entwurf, in dem gleich Anpassungen vorgenommen werden können. Wenn die Kundin oder der Kunde mit allen Details zufrieden ist, beginnt der Ausbau, der je nach Fahrzeuggröße zwischen sechs und 16 Wochen dauern kann. „Darüber hinaus kümmern wir uns auch um die Wohnmobilzulassung, wir fahren zum TÜV, sorgen für die Abnahme der Gasprüfung und die Bescheinigung der Elektronik. Anschließend gibt es einen Übergabetermin mit Einweisung.“ Ein rundum-sorglos-Paket also.

Ausgefallene Aufträge liebt die 32-Jährige besonders. „Ich mag die Herausforderung, zu überlegen, wie wir ganz besondere Wünsche für den Kunden oder die Kundin umsetzen können. Je ausgefallener, desto besser“, strahlt sie. Und auch wenn ihre Hauptzielgruppe primär aus Camping-Fans besteht, nimmt Greencamp Die Vanmanufaktur auch gerne Aufträge von Vereinen und Unternehmen an. Ein Bremer Verein hatte zum Beispiel das Anliegen, einen Transporter mit einer ausziehbaren Bühne auszustatten. Ein Wunsch, den Woggan sehr gerne erfüllte.

Die Bremer Heimat als perfekter Unternehmensstandort

Als gebürtige Bremerin ist Laura Woggan besonders stolz darauf, ihr Unternehmen in der Hansestadt gegründet zu haben. Keine andere Stadt käme für sie in Frage, sagt sie. „Ich liebe die Größe. Ich liebe es, dass man schnell von A nach B kommt und man trotzdem die Vorzüge einer Großstadt genießen kann. Ich mag es, dass Bremen Vielfältigkeit lebt und trotzdem den norddeutschen Charme beibehalten hat“.

Einen besonderen Vorteil bietet Bremen zudem für ihr Unternehmen: Zusammen mit einem anderen Anbieter sei Greencamp Die Vanmanufaktur das einzige Unternehmen von Bremen bis zur Küste, das individuelle Camper-Ausbauten anbiete. „Das ist ein großer Einzugsbereich für mich“, betont die Gründerin. „Gerade mein Standort hier in Hemelingen bietet den Vorteil, dass wir direkt an der Autobahn sitzen und auch Leute aus dem Umland uns unkompliziert erreichen können.“

Darüber hinaus kommen nicht nur Camperfans, die sich ihr Fahrzeug ausbauen lassen möchten, zur Vanmanufaktur. Das Unternehmen verkauft spezielles Holz aus dem Plattenladen Münster, das sich aufgrund seines leichten Gewichts für Camper besonders gut eignet. Das bestellte Holz können norddeutsche Kundinnen und Kunden direkt bei Woggan abholen und sparen sich so die Versandkosten oder den weiten Weg nach Münster.

Camper von außen
Seit knapp einem Jahr gibt es Greencamp Die Vanmanufactur. Bei der Gründung unterstützte das Starthaus Bremen & Bremerhaven. © Greencamp Die Vanmanufactur

Unterstützung bei der Gründung vom Starthaus Bremen & Bremerhaven

Besonders profitiert hat Laura Woggan zudem in der Hansestadt vom Angebot für Gründer:innen des Starthauses Bremen & Bremerhaven. Um sich bestmöglich auf ihre bevorstehende Gründung vorzubereiten und sich das nötige Wissen anzueignen, nahm sie am zwölfmonatigen Starthaus Coachingprogramm teil. Ein wichtiger Schritt für die gelernte Mechatronikerin. „Ich habe an vielen Workshops zu den unterschiedlichsten Themen teilgenommen und vieles über Recht, Steuern, Marketing, Branding und so weiter gelernt. Das war wirklich gut“, betont sie.

Doch die größte Hilfe sei der Kontakt zu anderen Gründer:innen gewesen. „Es hilft zu wissen, dass man nicht komplett alleine ist. Meine Gruppe aus dem Coachingprogramm war wirklich toll, es hat wunderbar harmoniert zwischen uns und wir haben uns gegenseitig gepusht.“

Bis heute treffen sich Laura Woggan und ihre Mitgründerinnen aus dem Starthaus Coachingprogramm einmal im Monat, tauschen sich aus und geben sich gegenseitig Tipps. „Das ist wirklich der Vorteil von diesen Netzwerken. Man versucht immer, den anderen irgendwie zu helfen, das ist auch ein Pluspunkt von Bremen. In größeren Städten wäre das vielleicht gar nicht so möglich, da gäbe es vielleicht mehrere Netzwerke. Hier kennt jeder jeden über mehrere Ecken“, resümiert die 32-Jährige ihre Erfahrung mit dem Starthaus.

An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

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