13.5.2025 - Diana Bluhm

„Wir bringen frischen Wind in die Baubranche“

Erfolgsgeschichten

Wie syniotec die Bauindustrie digitalisiert

Syniotec Team, Gruppe von Menschen
Das syniotec-Team © syniotec

Wenn man die Räumlichkeiten von syniotec betritt, weht einem frischer Startup-Wind entgegen: moderne, offene Büros, freundliche Menschen und ein toller Blick zu den Bremer Wallanlagen. Beim Treffen mit Arne Stehnken, einem der Geschäftsführer von syniotec, erzählt er von seinem Wechsel aus der Bankenbranche in die Startup-Welt, der Berg- und Talfahrt eines jungen Tech-Unternehmens sowie den neuen Plänen und Ideen.

Arne Stehnken startete seine Karriere als klassischer „Bänker“. Aufgewachsen in Schwanewede, schloss er eine Bankausbildung ab, studierte unter anderem in Neuseeland und war dann in Bremen bei einer großen Bank angestellt. Dort kreuzten sich seine Wege mit denen von Rezi Chikviladze und Manuel Kimanov – den Gründern von syniotec, damals noch Sharemac. Die Studenten waren auf der Suche nach ersten Finanzierungsmöglichkeiten und bei Arne an der richtigen Stelle. Er hatte ein gutes Gefühl(war sich sicher) und sagte zu seinen damaligen Kundinnen und Kunden: „Auch wenn euer Geld zu 95 Prozent weg sein wird, in das Startup sollten wir investieren!“ Und so konnte kurz darauf die Sharemac GmbH gegründet werden. In diesem Artikel erzählt Rezi von seinem damaligen Tagesablauf und der ersten Zeit im Startup.

So digitalisiert syniotec die Baubranche

Syniotec startete Anfang 2018 als Sharemac – die Grundidee war ein Online-Portal für Baumaschinen, bei dem Bauunternehmen die Geräte, die sie gerade nicht nutzten, zur Miete anbieten konnten. Aus diesem Gedanken des Maschinen-Teilens, auf Englisch also „sharing machines“, entstand auch der damalige Name Sharemac. Mit der Zeit wurde allerdings klar, dass die Baubranche noch gar nicht so weit war. Sie mussten erst einmal selbst die eigenen Geräte digital tracken und planen können, bevor ein Sharing überhaupt funktionieren würde. „Deshalb ruht die Idee mittlerweile in der Schublade – weggeworfen haben wir sie aber noch nicht“, schmunzelt Arne.

So entstand durch das Feedback der Baufirmen in den ersten zwei Jahren die zweite Idee: „Wir haben die Lücke erkannt und eine Software rund um die Baumaschinen entwickelt“, erzählt Arne. „Denn viele Unternehmen suchen tagelang nach ihren Maschinen. Das ist verschwendete Zeit und verschwendetes Geld.“ Deshalb liegt der Fokus mittlerweile auf SAM: dem Smart Asset Manager. Mit dieser Software überwachen und managen Bauunternehmen ihre Projekte und Ressourcen. Oft gäbe es für jeden Bereich, wie zum Beispiel die Zeiterfassung, die Disposition oder das Equipment, eigene Software, die nicht miteinander sprechen. Mit SAM bietet syniotec eine Software, die alle Teilbereiche des Bauunternehmens in einer Cloud-basierten Lösung darstellt. „So können die Firmen der Baubranche ihre Projekte, das Equipment, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Lagerplätze effizient und effektiv selbst verwalten“, beschreibt er den Mehrwert.

Ein neues Produkt, das den Sharing-Gedanken wieder aufnimmt, ist erst seit kurzem am Markt: RAM (Rental Asset Manager). Dies ist eine SaaS (Software as a Service)-Lösung, die syniotec speziell für die Vermietung von Baumaschinen entwickelt hat. Mit RAM kann ein gesamter Mietfuhrpark von einer einzigen Plattform aus verwaltet werden. „Unsere Kundinnen und Kunden können so ihre Mietprozesse optimieren und ihren Umsatz steigern.“ Sie sprechen damit also direkt Baumaschinenhändler an – anders als bei der ersten Produktidee. Diese Lösung ist nun seit zwei Jahren am Markt.

Flexibilität ist im Startup-Team ein Muss

Die beiden Gründer kamen nicht aus der Baubranche. Rezi und Manuel entwickelten die Idee für das Startup während ihres Studiums an der Constructor University, Arne kam mit seinem Finanzierungswissen und Netzwerk dazu. „Mein offizieller Titel bei syniotec war lange CFO – also Chief Financial Officer, aber neben den klassischen Aufgaben wie Kapital akquirieren und Investorengespräche führen, bin ich auch für die Bekanntheit zuständig“, so der Gründer. „Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus Networking, Verbandsarbeit, Messebesuchen, Vertrieb.“ Das sei klassisch beim Startup, hier sei Hands-on-Mentalität gefragt. Was gemacht werden muss, wird von jemandem übernommen. 

So ändern sich die Rollen im Team und entwickeln sich stetig weiter. Gestartet durch zwei Studenten an der Hochschule, zählt das Startup heute mehr als 20 Mitarbeitende in Bremen und knapp 40 in Tiflis, Georgien, dem Heimatland von Gründer Rezi. In Georgien sitzt der Großteil der Entwickler und Software-Entwickler:innen, aber auch Scrum Master und Personalreferenten arbeiten dort. „Mittlerweile waren einige von uns schon bei unserem Team in Georgien und auch Kolleginnen und Kollegen von ihnen haben uns bereits hier an der Weser besucht“, erzählt Arne. Ein größerer „Betriebsausflug“ mit dem ganzen Team sei ein Wunsch für dieses Jahr, den das Führungsduo gern ermöglichen würde.

Arne Stehnken, Teil der Geschäftsführung
Aus der Bank ins Startup: Arne Stehnken ist Teil der Geschäftsführung bei syniotec © syniotec

Wie in jedem Startup, gibt es auch bei syniotec Höhen und Tiefen. Während einer Talfahrt forderten die Angestellten ein, mehr Infos zu Zahlen, Daten und Fakten zu bekommen – dem Wunsch ging das Führungsteam damals nach und hat mittlerweile eine transparente Firmenkultur etabliert. Mittlerweile gehe es wieder bergauf. „Wir haben gerade eine Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Aber nach der Runde, ist vor der Runde“, weiß der Unternehmer.

Tipps für Gründer:innen

Anderen Startups oder Jungunternehmen kann das syniotec-Team folgende Tipps mit auf den Weg geben: „Wir haben ein diverses Team und sehen das absolut als unsere Stärke“, sagt Arne überzeugt. „Jede und jeder bringt seine eigenen Erfahrungen und Ideen mit ein.“ Ein weiterer Tipp ist es, offen für die Entwicklung des eigenen Unternehmens zu bleiben, aber auch der eigenen Aufgaben darin. Kommt eine Idee am Markt doch nicht so gut an wie erwartet, kann das Startup nur bestehen, wenn es gewillt ist, sich zu verändern. So auch die einzelnen Mitarbeiter:innen und auch die Führungskräfte. Auch alleine gründen würde er nicht empfehlen, sondern immer das Gründen als Team. Als finalen Tipp nennt Arne das Netzwerk: „Bremen ist eine tolle Basis für Startups. Man kennt sich in der Szene und wird schnell mit den passenden Kontakten verknüpft.“

In Bremen gäbe es tolle Ideen, gerade an den Hochschulen, die es seiner Meinung nach noch stärker zu fördern gilt. Auch wären kleinere und niedrigschwellige Finanzierungsmöglichkeiten für den Start notwendig. Hierfür können Interessierte ins Starthaus Bremen & Bremerhaven in die kostenfreie Beratung kommen und alles rund um die Themen Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten erfahren. Für manche Startups passt die BRE-Up Startup Förderung am besten, für andere ist das Beteiligungskapital besser geeignet. Eine kostenfreie Beratung bei einer Starthelferin oder einem Starthelfer kann hier individuelle Lösungswege aufzeigen. Auch stellt der Starthaus Eventkalender die Veranstaltungen aus dem gesamten Gründungsnetzwerks Bremen dar. Die Workshops und Vorträge sind vielfältig und Startups können sich unter anderem zu Themen wie Speed Sparring zur Startup-Idee oder Legal Law Training for Startup CEOs weiterbilden.

Über die EFRE-Förderung

Das Startup wurde über das Starthaus Bremen & Bremerhaven, einem Segment der BAB – Die Förderbank, mit dem Beteiligungsfonds des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Mit dieser Finanzierung unterstützt die Europäische Union Investitionen und Betriebsmittel, die im Zusammenhang mit der Produktentwicklung, Markteinführung oder einer zur Realisierung eines nächsten Entwicklungsschrittes notwendigen Ausweitung des Geschäftsbetriebs stehen.

Zudem wurde das Unternehmen bereits in der Startphase über das Programm Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI) der BAB unterstützt, das ebenfalls aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung/EFRE-Darlehensfonds Bremen kofinanziert wird. Die FEI-Förderung fördert Projektkosten für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bei innovativen Vorhaben mit dem Ziel, betriebswirtschaftliche Risiken zu minimieren.

Wollt ihr ein Unternehmen gründen, euer Business sicher starten oder weiter wachsen? Dann schreibt uns gern eine Nachricht über unser Kontaktformular, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

Erfolgsgeschichten


Erfolgsgeschichten
09.04.2025

Kaffeefilter in ganz Groß - der Einstieg von Ansgar Pahl in die Herstellung von Industriefiltern

Ansgar Pahl (25) hat 2023 das Unternehmen Sielken Filter übernommen, seit einem Jahr trägt es auch seinen Namen. Wir haben mit Ansgar über seinen Weg ins Unternehmertum gesprochen.

Zum Artikel bei der BIS Bremerhaven
Erfolgsgeschichten
18.03.2025

Von Filmfans zu Filmemachern

Wie aus einer Leidenschaft eine Berufung werden kann, beweisen Camillo Redecker (25) und Richard Lerchl (26). Mit ihrem Filmstudio Greenstreet Films haben sie große Pläne – unter anderem wollen sie die Welt ein Stückchen besser machen.

Zum Artikel
Erfolgsgeschichten
27.02.2025

Kälte nutzen für die Energiewende

Mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Industrie – dieses Ziel strebt das Bremer Start-up flexality an. Mit einer KI-basierten Software rüstet es Tiefkühllager der Lebensmittelindustrie zu großen Energiespeichern um. So werden die Stromkosten gesenkt und die CO2-Bilanz verbessert.

Tracking