Nachhaltig, fair, sauber: Junge Gründerin setzt auf Hausmittel im eigenen Reinigungsbetrieb
ErfolgsgeschichtenWie Anna Ehrenberg ihren eigenen Reinigungsservice aufbaut und führt
Sich selbstständig zu machen, war eigentlich nicht ihr Plan gewesen. Anna Ehrenberg war für ihre Bachelor-Arbeit nach Bremen gezogen und wollte nebenbei jobben. Ihr Wissen und Interesse an sozialen Themen, die Erfahrungen in der Reinigungsbranche und ihr Wille etwas zu verändern führten aber dazu, dass sie sich selbstständig machte. Zuerst nebenberuflich, mittlerweile in der vollen Selbstständigkeit und mit Angestellten. Wie es dazu kam.
Anna wuchs in Hamburg auf und studierte dort Geografie. 2020 zog sie dann nach Bremen, um ihre Bachelor-Arbeit hier zu schreiben. Warum? „Ich wollte mal etwas anderes sehen und erleben“, erklärt die gebürtige Hamburgerin. „In Bremen kannte ich schon ein paar Menschen aus der Uni und es ist immer noch Norddeutschland. Ich mag die Mentalität hier einfach.“ Gesagt, getan. Nur der Nebenjob fehlte noch, um die Ausgaben zu begleichen. Und so führte ihr Weg über ein paar Umwege in die Reinigungsbranche.
„Wir waren mitten in der Corona-Pandemie, aber der Job war trotzdem machbar und ich hatte Spaß mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Nebenbei konnte ich mich meiner Bachelor-Arbeit widmen und mein Studium abschließen.“ Sie interessierte sich zudem für den Job und machte 2021 eine Ausbildung zur staatlich geprüften Desinfektorin. Dabei lernte sie neben den richtigen Desinfektionsweisen auch Hygienekonzepte zu schreiben und Hygieneberatungen zu geben.
Die ersten Schritte in die nebenberufliche Selbstständigkeit
In ihrem Job sah Anna einige Punkte bei denen sie dachte: „Das geht auch anders!“ Zum einen sind oftmals die Produkte, die Reinigungskräfte bei der Arbeit benutzen, schädlich für die Gesundheit der Mitarbeitenden sowie für die Umwelt. Zum anderen sind die Arbeitsbedingungen durch den Preisdruck innerhalb der Branche noch zu verbessern. Überstunden sollten im besten Falle nicht vorkommen, wenn die Zeiten im Angebot realistisch berechnet wurden. Wenn sie dennoch vorkommen, sollten sie wenigstens bezahlt werden.
Bereits im Studium beschäftigte sich die Gründerin mit sozialen Themen wie der Armutsverteilung und Gender Studies. „Ich hatte eine grobe Idee, was man ändern könnte und müsste und recherchierte, was ich tun muss, um selbst einen Reinigungsdienst anzubieten“, erzählt die heute 29-Jährige. Und so führte sie der Weg ins Starthaus Bremen & Bremerhaven. Im Erstkontakt berichtete sie von ihrer Idee und besprach ihren noch nicht ganz ausgefeilten Businessplanentwurf. Diesen überarbeitete sie mit den erhaltenen Tipps und startete vorerst neben ihrem Job mit dem Desinfektions- und Reinigungsservice Ehrenberg.
Mit Coaching in die volle Selbstständigkeit
Ihre Starthelferin aus der Beratung wies Anna außerdem auf das Starthaus Coachingprogramm hin: „Das Coaching klang super und beinhaltete genau die Aspekte, die ich brauchte, um mich sicher aufzustellen“, beschreibt Anna ihre Motivation sich zu bewerben. Gesagt, getan. Sie durchlief den Bewerbungsprozess erfolgreich und nahm ab November 2021 für ein Jahr am Coachingprogramm teil. In dem Jahr hat sie in Workshops und Seminaren alles gelernt und erarbeitet, was sie für ihr eigenes Business benötigte: „Ich habe meine Zielgruppe befragt, den Businessplan geschärft und meine Idee so ausgearbeitet, dass es ein rundes Konzept ist. Vor allem aber hat es mir geholfen, in die Unternehmerin-Rolle zu wachsen.“
Denn gerade zu Beginn stand Anna wie so viele andere Gründungsinteressierte vor einem Berg voller neuer Informationen und Anforderungen. Insbesondere welche behördlichen Gänge und Anmeldungen nötig sind und wie man an die ersten Kundinnen und Kunden kommt, waren unter anderem die größten Herausforderungen.
Im Sommer 2022 war dann der richtige Zeitpunkt für Anna gekommen, sich komplett in die Selbstständigkeit zu begeben: „Das Studium hatte ich gerade erfolgreich abgeschlossen und einen größeren Kunden dazugewonnen. Zusammen mit der Unterstützung durch das Starthaus Coachingprogramm, habe ich mich sicher genug gefühlt, um den Angestelltenjob aufzugeben und mich ins Abenteuer des eigenen Unternehmens zu wagen“, erzählt sie.
Hausmittel im Einsatz
Zu den Kundinnen und Kunden vom Desinfektions- und Reinigungsservice Ehrenberg zählen Privatpersonen, Arztpraxen, Sportstudios und Büros. Die ersten Interessenten konnte Anna in ihrem Bekanntenkreis und anschließend über Empfehlungen von sich und ihrer Idee überzeugen. „Das ist ja auch das Tolle an Bremen, dass hier viele nachhaltig denken und bereit sind, entsprechend mehr für meine Leistungen zu bezahlen. Das Konzept wäre nicht in jeder Region aufgegangen“, schwärmt die Unternehmerin.
Das besondere an ihrer Reinigungsfirma: Sie setzt umfassend auf Nachhaltigkeit. Von den Putzmitteln bis zum Umgang mit den Mitarbeitenden. „Viele Hersteller von Reinigungsmitteln haben bereits Ökolinien rausgebracht“, so Anna Ehrenberg. „Jedoch haben auch diese oft Farb- und Geruchsstoffe, die auf Dauer weder für die Reinigungskräfte noch für die Umwelt gut sind. Deshalb setze ich auf Hausmittel.“ Die Unternehmerin stellt nun ihre eigenen Putzmittel wie zum Beispiel Küchenreiniger auf Sodabasis oder Kalkreiniger auf Zitronenbasis her.
Nicht nur die Gesundheit, auch die faire Bezahlung stellt Anna in den Fokus: „Klar könnte ich ein Angebot schreiben, in dem steht, dass ich zum Reinigen der Räumlichkeiten anderthalb anstelle der eigentlichen zwei Stunden benötige, um den Preis entsprechend niedrig zu halten. Es ist Gang und Gebe die Zeiten zu knapp zu kalkulieren. Fakt ist aber, die Arbeit soll ordentlich und vollständig erledigt werden und muss auch komplett im Angebot stattfinden und von den Kundinnen und Kunden bezahlt werden“, setzt sie sich für faire Preise in der Branche ein.
Aktuelle Pläne und Herausforderungen
Privatleute habe Anna hauptsächlich durch Empfehlungen erhalten. „Natürlich muss man sich meine Reinigung leisten können und wollen, aber meine Kundinnen und Kunden wissen, dass sie mehr als eine saubere Wohnung erhalten“, erzählt sie. Der Kundschaft ginge es zudem um ein größeres Wohlbefinden in ihren vier Wänden und mehr Zeit für andere Dinge, die ihnen wichtig sind. Zukünftig will sie aber auch noch stärker den gewerblichen Kundenstamm aufbauen. So würde sie gern mit Einrichtungen zusammenarbeiten, wie zum Beispiel Mütterzentren, oder auch mit Menschen ohne Qualifikationen oder mit Sprachbarrieren. Auch heute noch bildet sich die Unternehmerin weiter, zum Beispiel für ihre Desinfektorin-Angebote. „Zukünftig möchte ich Hygieneberatungen anbieten.“
Eine der größten Herausforderungen bisher war die Akquise und das Einstellen von Mitarbeiter:innen. „Das war ein komplett neues Themenfeld für mich, bei dem ich auch mehrere Anläufe starten musste. Letztendlich ist mir für mein Team am wichtigsten, dass ich ein gutes Bauchgefühlt bei der Einstellung habe und dass meine Mitarbeiter:innen zuverlässig sind.“ Zurzeit habe sie zwei geringfügig angestellte Reinigungskräfte und stelle die Wertschätzung an oberste Stelle ihres Führungsstils. Zwar sieht Anna hierin eine große Verantwortung, jedoch hilft es ihr auch dabei, die Motivation zu finden, ihr Unternehmen immer weiterzuentwickeln – nicht nur für sie und ihr Team, sondern auch für die Umwelt.
Wollt ihr ein Unternehmen gründen, euer Business sicher starten oder weiter wachsen? Dann schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.
Erfolgsgeschichten
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