Mit kühlem Kopf zum eigenen Betrieb
ErfolgsgeschichtenRaphael Tiews startet als Kälte- und Klimatechniker durch
Raphael Tiews hat sich vor rund einem Jahr mit einem eigenen Kälte- und Klimatechnikbetrieb selbstständig gemacht. Statt teurer Werkstatt setzt der 26-Jährige auf Mobilität und ein gutes Netzwerk. Beratung und das EFRE-Mikrodarlehen des Starthauses Bremen halfen beim Start.
Vom Familienbetrieb zur eigenen Marke
Tiews hat sich Ende 2024 selbstständig gemacht, als Mechatroniker für Kälte- und Klimatechnik. Überraschend war diese Entscheidung für ihn nicht. Schon sein Großvater Jürgen Tiews führte in Bremen-Borgfeld einen eigenen Betrieb, später übernahm der Vater. „Ich bin damit groß geworden“, sagt Raphael Tiews. „Aber es war wichtig für mich, meinen eigenen Weg zu gehen.“
Nach Ausbildung und Gesellenzeit besuchte er zunächst die Meisterschule – zwei Jahre Teilzeit, Blockunterricht in Hannover und Bremen – und arbeitete anschließend als Mitglied der Projektleitung in einem Drittbetrieb. „Ich wollte erst wissen, wie man Aufträge führt und mit Kunden umgeht, bevor ich ganz allein die Verantwortung trage.“ Der Wunsch nach Selbstständigkeit ließ ihn dabei nie los: „Man entscheidet selbst und steht persönlich für die Qualität seiner Arbeit ein“, beschreibt er seine Motivation.
Mit Mikrokredit in die Selbstständigkeit
Die Gründung im November 2024 war anspruchsvoller als erwartet. „Man denkt, man meldet sein Gewerbe an und kann loslegen“, sagt er. „In Wirklichkeit braucht man viele Genehmigungen, zum Beispiel für den Umgang mit Kältemitteln. Das dauert oft Wochen bis zur Zulassung.“ Auch die Finanzierung musste stehen: Werkzeug, Messtechnik, Firmenwagen – alles kostspielig.
Tiews erarbeitete mit einer Gründungsberaterin einen Businessplan, ließ ihn von der Handwerkskammer prüfen und wandte sich an die Bremer Aufbau-Bank, die über das Starthaus Bremen das EFRE-Mikrodarlehen vergibt. „Ich würde niemandem raten, das komplett allein zu machen“, sagt er. „Gerade beim ersten Mal hilft es enorm, erfahrene Coaches an der Seite zu haben.“
Start als Ein-Mann-Betrieb
Heute ist Tiews als Ein-Mann-Betrieb unterwegs. Sein Firmenwagen ist auch seine rollende Werkstatt. Das Büro betreibt er noch von zu Hause in Bremen-Huchting. So spart er Fixkosten und bleibt flexibel. Kunden kommen über Empfehlungen und Kontakte. Er montiert Klimaanlagen, wartet Lüftungsanlagen und behebt Störungen – für Privathaushalte ebenso wie für kleine und mittlere Betriebe. Auch am Samstag ist er erreichbar. „Viele Firmen haben da geschlossen. Für viele Kunden ist Erreichbarkeit jedoch entscheidend.“
Im Sommer bekommt Tiews viele Anfragen für kühlende Klimaanlagen. Doch im Winter ist der Fachmann nicht weniger gefragt. „Dann geht es oft um Wartungen, Reparaturen in Gewerbekälte oder Anlagen, die ausfallen“, erzählt er. Wenn ein Kühlraum steht, zählt jede Stunde.“ Der Beruf biete mehr als nur Montage: „Man muss Fehler finden, Lösungen denken. Das macht mir am meisten Spaß.“
Freiheit, Technik und Disziplin
Die Selbstständigkeit schenkt ihm Freiheit und fordert Disziplin. „Ich bestimme meinen Alltag selbst. Wenn ich morgens später starte, arbeite ich eben abends länger. Aber am Freitagabend feiern gehen und am Samstagmorgen um acht beim Kunden stehen? Das passt nicht zusammen“, sagt er und lacht.
Was er an seinem Beruf liebt? „Wenn eine Anlage wieder läuft und der Kunde erleichtert ist. Das Gefühl kann man nicht kaufen. Technik ist nie Routine. Jede Anlage stellt eine neue Frage.“
Dranbleiben und wachsen
Langfristig will Tiews ein Team aufbauen und ein Büro beziehen. „Allein funktioniert das am Anfang gut. Aber irgendwann will man auch mal Familie und Freizeit. Dann braucht man ein Team.“ Seine Gründung sieht er als Prozess: „Jeden Tag einen Schritt nach vorne. Wichtig ist, nicht stehenzubleiben.“
Sein Rat an alle, die selbst gründen wollen: Unterstützung suchen! „Businessplan-Coach, Handwerkskammer, Starthaus, BAB – das hat mir Sicherheit gegeben. Wer diese Unterstützung nutzt, spart Zeit, Nerven und vermeidet teure Fehler. Und am Ende steht man mit einem guten Gefühl da, wenn der eigene Betrieb Fahrt aufnimmt.“
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