14.7.2023 - Diana Bluhm

Happy birthday Starthaus Crowdfunding!

Starthaus Crowdfunding

Acht erfolgreiche Jahre und noch lange kein Ende in Sicht

Sabine Fröhlich und Leslie Schoßmeier-Prigge im Park
Sabine Fröhlich und Leslie Schoßmeier-Prigge unterstützen Projektstarter:innen für eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. © Starthaus/Martin

Am 15. Juli 2015 erfolgte der Startschuss für eine neue Finanzierungsform im Land Bremen: das Starthaus Crowdfunding. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen. Das nehmen wir als Anlass, einmal gemeinsam mit Sabine Fröhlich und Leslie Schoßmeier-Prigge aus dem Starthaus Bremen & Bremerhaven auf die vergangene Zeit und Projekte zu schauen und uns Tipps zu holen.

Hallo ihr beiden, wie fühlt es sich an, dass „euer“ Crowdfunding schon acht Jahre alt wird?
Sabine: Wir freuen uns total, dass das Starthaus Crowdfunding so gut bei den Menschen in Bremen und Bremerhaven ankommt und wir immer noch weitermachen können. Wenn wir an die zahlreichen Projekte zurückdenken – und vor allem an die Menschen dahinter – freut es uns sehr, dass wir sie so lange begleiten konnten. Aber man merkt auch mal wieder, wie schnell die Zeit vergeht.

Für alle, die noch nichts von Crowdfunding gehört haben: Wie genau läuft diese Finanzierungsform ab?
Leslie: Beim Crowdfunding stellen Gründer:innen, Vereine oder andere Interessierte ihre Projekte online auf einer Plattform vor und sammeln Geld dafür ein. Bei uns liegt der Fokus vor allem auf dem Reward-based-Crowdfunding, das heißt die Unterstützer:innen können sich ein sogenanntes Dankeschön als Gegenleistung für ihr Geld aussuchen. Die Projektstarter:innen haben einen bestimmten Zeitraum, in dem sie ihr Fundingziel – also eine bestimmte Summe – erreichen wollen. Nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip erhalten sie das eingesammelte Geld, wenn sie die angestrebte Summe in dem Zeitraum erreicht haben. Haben sie es nicht erreicht, bekommen alle, die Geld geben wollten, wieder zurück und das Projekt geht leer aus.

Wie erfahren Interessierte denn, was sie tun müssen, um ihr Projekt auf der Starthaus Crowdfunding Seite bekannt zu machen?
Sabine: Wir bieten monatlich Crowdfunding-Workshops online an. Dabei erklären wir Schritt-für-Schritt, wie Interessierte ihre Kampagne aufbauen und ihr Projekt ansprechend auf der Plattform Startnext, mit der das Starthaus seit Beginn erfolgreich zusammenarbeitet, präsentieren können. Es geht auch darum, was beim Video zu beachten ist, welche sogenannten Dankeschöns sie einstellen könnten, welchen Zeitraum und welches Fundingziel sie angeben sollten. Darüber hinaus zeigen wir die Mehrwerte, die Crowdfunding bietet, wie Proof-of-concept, Proof-of-market und Crowdbuilding.

Leslie: Zusätzlich stehen wir nach den Workshops immer nach Bedarf zur Verfügung, wenn jemand noch individuelle Fragen hat. Dafür machen wir gern 1:1 Termine aus, um uns genau dem Projekt zu widmen. Denn die Vorhaben sind so unterschiedlich, dass wir uns, nachdem wir die Grundlagen im Workshop erklärt haben, gern nochmal für die einzelnen Vorhaben Zeit nehmen.

Wie viele Projekte habt ihr denn in den vergangenen Jahren begleitet? Und was für eine Summe wurde dabei insgesamt eingesammelt? Und wie viele Beratungsstunden stecken dahinter?
Leslie: In den acht Jahren konnten insgesamt bereits mehr als 250 Crowdfunding-Projekte erfolgreich durch das Starthaus supportet werden. Dabei wurde eine Gesamtsumme von über einer Million Euro von der Crowd bereitgestellt. Wie viele Beratungsstunden wir geben durften, kann man so genau gar nicht sagen. So viele wie benötigt werden. (lacht)

Welche Vorteile haben Projektstarter:innen, wenn sie Crowdfunding als Finanzierungsform für ihr Vorhaben nutzen?
Sabine: Mit dem Crowdfunding können mehrere Sachen gleichzeitig von der To-do-Liste abgestrichen werden: Die Projektstarter:innen bringen ihre Idee, ihre Beweggründe und die persönliche Vorstellung aufs Papier. Das allein ist schon viel wert und bedarf guter Vorbereitung. Dazu kommt natürlich, dass sie bei erfolgreichem Abschluss der Kampagne ihre finanziellen Bedarfe abdecken und das Projekt gegebenenfalls nur so starten können. Die gesammelte Summe gilt übrigens als Eigenkapital, was wiederum dabei helfen kann, weitere „klassische“ Finanzierungsmöglichkeiten zu bekommen.

Leslie: Zusätzlich sehen die Projektstarter:innen, ob und wie ihr Vorhaben bei der Zielgruppe ankommt. Interessieren sich Leute für Ihre Botschaft oder ihre Idee? Geben Sie ihr Geld dazu, weil sie das unterstützen wollen und daran glauben? Sie haben also direkt einen Proof-of-concept, der nicht nur sie selbst, sondern auch potenzielle weitere Investor:innen oder Banken überzeugen kann.

Welche Tipps habt ihr, damit das Projekt erfolgreich abschneidet?
Sabine: Wichtig ist zum einen, dass die Idee, die Fotos und insbesondere das Video ansprechend, leicht verständlich und sympathisch sind. Zudem sollten die Dankeschöns beziehungsweie Rewards gut durchdacht sein: Was können wir anbieten, das die Crowd auch anspricht? Wie viel könnten wir dafür verlangen, um auf das Fundingziel einzuzahlen? Und ganz wichtig: Die Leute müssen selbst ihre Netzwerke informieren und aktivieren und auf ihren eigenen Kanälen auf ihre Kampagne aufmerksam machen. Die beste Kampagne bringt nichts, wenn niemand davon weiß. Alle weiteren Infos und Tipps gibt es dann im Workshop.

Jurymitglied Virginie Kamche wirft den Erstplazierten der Crowndfunding-Kampagne "fair gründen", Ziporah Zebedayo-Thomas und Manfred Thomas ihren symbolischen Preis, einen Beachvolleyball aus Fairem Handel, zu. Der Gewinn ist mit 3.000 Euro dotiert. © Senatspressestelle Bremen

Gibt es bestimmte Branchen, für die das Crowdfunding besonders gut geeignet ist?
Sabine: Generell ist das Crowdfunding für alle Branchen offen. Das ist tatsächlich eine Besonderheit im Land Bremen. Wo wir auch schon bei der einzigen Voraussetzung wären: Es sollten Projekte aus Bremen oder Bremerhaven sein. Ansonsten sind die Projekte sehr vielfältig. Zum Beispiel stammen sie aus den Kategorien Bildung, Design, Film/Video, Food, Landwirtschaft, Mode, Social Business, Technologie oder Wissenschaft.

Ein Trend, den wir in den vergangenen Jahren beobachten konnten, ist, dass sich immer häufiger Projektstarter:innen aus dem Bereich Social Entrepreneurship melden. Sie setzen mit ihren Ideen also einen sozial-ökologischen Anker und leisten einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Bremen und Bremerhaven. Deshalb richten wir unsere Crowdfunding-Kampagnen nun vermehrt an lokale Sozialunternehmen. Den Kick-Off machte dabei 2021 „Social Mission Possible“ – eine Cofunding-Kampagne für Projektstarter:innen, die mit ihren Vorhaben die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit adressieren. Egal ob Umwelt, Klima, Bildung, Gesundheit oder Integration. Was uns besonders freut: Die Kampagne wurde bis heute bereits zwei Mal verlängert.

Was genau bedeutet Cofunding-Kampagne?
Leslie: Bei der Cofunding-Kampagne Social Mission Possible geht es darum, Projekte, die gesellschaftliche Probleme angehen, mit einem Bonus zu unterstützen. Das bedeutet, dass wir als Starthaus gemeinsam mit der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation 30 Prozent zur eingesammelten Summe dazugeben. Wenn die Crowd ein Projekt also mit insgesamt 2.500 Euro unterstützt, gibt es einen Bonus von 750 Euro durch die Kampagne. Das Alles-oder-nichts-Prinzip bleibt trotzdem bestehen. Heißt, bei Nicht-Erreichen des gesetzten Ziels, gehen die Projektstarter:innen leider leer aus.

Gibt es noch weitere Kampagnen?
Sabine: Es gab in diesem Jahr eine weitere Cofunding-Kampagne. In der ersten Jahreshälfte haben wir mit der „fair gründen“ Kampagne Projekte gesucht und unterstützt, die etwas für den Globalen Süden planen und umsetzen. Das war ein Gemeinschaftsprojekt der Senatskanzlei, des Starthauses und der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation. Projektstarter:innen, die die Lebensverhältnisse vor Ort verbessern, menschenwürdige Arbeit schaffen oder zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum beitragen wollen, konnten sich vorab bewerben und im Mai 2023 Geld von der Crowd für ihre Vorhaben einsammeln.

Bei erreichtem Fundingziel gab es einen finanziellen Bonus von 50 Prozent auf die Summe dazu, jedoch maximal 2.000 Euro. Ende Mai wurde darüber hinaus ein Preisgeld von insgesamt 6.000 Euro ausgelobt, gestiftet von der BAB – Die Förderbank, zu der das Starthaus gehört, und den ÖVB Versicherungen. Sie haben die drei Projekte gekürt, die die Jury bei einem Abschluss-Event am meisten überzeugte. Gewonnen hat „MORINGAWOHL – Wohl für alle“, bei der Ziporah Zebedayo-Thomas und Manfred Thomas sich für eine nachhaltige Herstellung von kaltgepresstem Moringa-Öl in Bio-Qualität in Tansania einsetzten.

Insgesamt konnten innerhalb der Kampagne rund 48.000 Euro für elf Social Entrepreneurs eingesammelt werden.

Zu guter Letzt: Was wünscht ihr euch für das Starthaus Crowdfunding in Zukunft?
Leslie: Toll wären ganz viele weitere Projekte, die durch das Crowdfunding zustande kommen. Einfach noch mehr Bekanntheit und Aufmerksamkeit für diese tolle gemeinschaftliche Finanzierungsart. Vielleicht kommt ja auch noch die eine oder andere Cofunding-Kampagne dazu, mit der wir wieder gezielt Vorhaben, die für Bremen und Bremerhaven wichtig sind, stärken können. So oder so freuen wir uns auf die nächsten Jahre Crowdfunding!

Am Starthaus Crowdfunding interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an crowdfunding@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen rund ums Crowdfunding habt. Wir haben die Antworten.

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