5.1.2022 - Jann Raveling

Der Duft Asiens in einer Dose

Erfolgsgeschichten

Yummy Organics verkauft fair gehandelte Gewürze deutschlandweit

Gewürze von Yummy Organics in Schalen
Gewürze kaufen und dabei etwas Gutes tun? Das ist bei Yummy Organics möglich, weil die Kund:innen selbst bestimmen, wie viel sie bezahlen wollen. © Starthaus/Jann Raveling

Hochwertige Produkte verdienen einen fairen Lohn – sowohl hier als auch überall auf der Welt, das steht für Laura Brandt fest. Die Bremer Gründerin bringt erlesene Gewürze nach Bremen – wer hier einkauft, verschafft auch den Gewürzbäuerinnen und -bauern ein gutes Auskommen.

Wieviel ist gutes Essen wert? Im von Lebensmitteldiscountern geprägten Deutschland ist das eine schwierige Frage. Klar, sind wir alle dafür, Bäuerinnen und Bauern fair zu entlohnen – aber was ist ein fairer Preis? Dem Salat im Regal kann man schwer ansehen, ob er das kosten soll, was auf dem Preisschild steht.

Vielleicht ist es da besser, den Käuferinnen und Käufern die Wahl zu lassen? Wer etwa im Onlineshop von Yummy Organics Kreuzkümmel, Chili und Kurkuma bestellt, muss in sich gehen: Ein Schieberegler bestimmt den Preis, zwischen „Vielleicht magst du beim nächsten Mal etwas mehr geben?“ über „Danke, dass du faire Löhne & Nachhaltigkeit unterstützt“ bis hin zu „Du bist großartig!“ gibt er Empfehlungen, was ein fairer Preis für die Dose Pfeffer ist – und zeigt, wem die Erlöse zugutekommen.

„Es kommt nur ganz selten vor, dass Menschen das ausnutzen. Die meisten sind gerne bereit, einen fairen Preis zu zahlen, wenn man es ihnen gut erklärt“, so Laura Brandt, Gründerin von Yummy Organics. Vom guten Erklären versteht die ehemalige Marketingexpertin für Digitales genug. Ebenso wie vom Gewürzgeschäft – als ausgebildete Gewürz-Sommelière bringt sie ein feines Zünglein mit. Mit ihrem Gewürzhandel „Yummy Organics“ verbindet sie beides – und schafft noch viel mehr:

Ein Traum von Monsunregen, tropischer Hitze und kraftvollen Currys

Die ganze Geschichte beginnt 2015 im Süden von Sri Lanka. Zwischen dichtem Dschungel, Kurkumafeldern und Bananen-Plantagen nimmt sich Brandt eine Auszeit, erkundet das tropische Land mit seiner wechselvollen Geschichte. Und natürlich die multikulturell geprägte Küche mit ihren zahlreichen und kräftigen Gewürzen. Sie arbeitet dort als Volontärin eng mit Einheimischen zusammen, um Gäste in einer Gästeherberge – einer Lodge – zu betreuen.

Die Gewürze lassen sie auch ein Jahr später im nasskalten Bremen nicht mehr los. „Da ich schon länger überlegte, mich selbstständig zu machen, aber der letzte Funke noch fehlte, schoss es mir sofort in den Sinn: Warum nicht die tollen Gewürze der Lodge als eigene Marke in Deutschland verkaufen und die Kleinbauern vor Ort unterstützen?!“, schreibt sie auf ihrer Webseite.

Fünf Jahre später ist aus der Idee ein wachsendes Unternehmen geworden. Acht Angestellte beschäftigt sie heute. Zusammen kümmern sie sich um rund 35 verschiedene Produkte, neben Einzelgewürzen auch Gewürzmischungen oder Geschenkboxen.

Außerhalb des Onlineshops vertreibt sie ihre nachhaltig verpackten Gewürzdosen in Einzelhandelsgeschäften in ganz Deutschland. Häufig Läden, die auf ein nachhaltiges Angebot setzen. In der Bremer Innenstadt findet man sie zum Beispiel in dem nachhaltigen Kaufhaus Ekofair oder der Initiative Made in Bremen. Dort gibt es die Gewürze zu einem Festpreis. „Wir haben am Anfang ein wenig herumexperimentiert, aber ein Wahlpreissystem lässt sich offline nur schwer umsetzen. Wir wählen deshalb einen Preis, der fair für uns, wie auch die Produzentinnen und Produzenten ist.“

Laura Brandt, Gründerin von Yummy Organics
Gründerin mit Überzeugung: Laura Brandt hat sich selbstständig gemacht und unterstützt damit Bäuerinnen und Bauern in fernen Ländern. © Starthaus/Jann Raveling

Gewürze aus aller Welt – und von vor der Haustür

Zu Produzenten in Sri Lanka, Sansibar und Marokko pflegt Brandt enge Kontakte, wie auch zu weiteren Importeuren der erlesenen Gewürze – so weiß sie immer, wo die Lieferungen herkommen und kann ihren Qualitätsanspruch sicherstellen. Manche Gewürze kommen sogar aus Deutschland. „Hier kann man vorzüglichen Koriander anbauen. Die kurzen Wege sparen Transportemissionen ein. Wenn es geht, greifen wir daher gern auf lokale Produzierende zurück“, erklärt sie.

Der Großteil aller Waren stammt nach wie vor aus Übersee: In 25-Kilogramm-Säcken reisen die duftenden Kostbarkeiten per Schiff nach Bremen, bevor Brandt und ihr Team die einzelnen Chargen abfüllen. „500 Dosen zu je 50 Gramm schaffen wir pro Produktionstag. Im Jahr kommt so schon gut eine Tonne an Rohwaren zusammen“, überschlägt sie.

Während Pfeffer, Macis, Zimt und Co. ihre lange Reise aus Übersee antreten, gelangt auf entgegengesetztem Wege ein fairer Lohn zu den Gewürzbäuerinnen und -bauern. Und ein Teil des Unternehmensgewinns, der wohltätigen Zwecken zugutekommt. „Jeder Mensch hat selbst in der Hand, wie ein Produkt hergestellt wird. Im Alltag ist es aber natürlich schwer, eine informierte Entscheidung zu treffen. Mit Yummy Organics schaffen wir Transparenz und nachvollziehbare Lieferketten. Und Vertrauen. Dann sind die Kundinnen und Kunden auch bereit, einen fairen Preis zu bezahlen“, ist die 37-Jährige überzeugt.

Die Gewürze von Yummy Organics in kleinen abgepackten Dosen
Ob Pfeffer, Chili oder Kurkuma - bei Yummy Organics gibt es eine große Auswahl an Gewürzen und Gewürzmischungen. © Starthaus/Jann Raveling

Dranbleiben und durchhalten für eine gute Sache

Für die Gründerin waren die vergangenen Jahre seit der offiziellen Unternehmensgründung Anfang 2017 eine herausfordernde Zeit. Der Gewürzmarkt ist hart umkämpft, viele junge Unternehmen drängen mit ihren Produkten in die Nische und können sich durch großzügige Investitionsrunden viel Medienpräsenz erkaufen. Da hat es ein erklärungsbedürftiges, hochpreisiges Produkt schwer. „Wir verkaufen uns über unsere Geschichte, die wir auf möglichst vielen Kanälen ausspielen wollen. Das ist nicht einfach, aber einen anderen Weg gibt es für uns nicht. Wir wollen nicht nur selbst davon leben, sondern auch, dass die Bäuerinnen und -bauern davon leben können“, fasst sie ihre Mission zusammen.

Eine besondere Herausforderung sei es, regelmäßigen Umsatz zu erzielen, abseits von kaufkraftstarken Monaten wie der Weihnachtssaison. Dazu kämen komplexe Prozesse im Import und bei der Biozertifizierung, die ihrerseits besondere Anforderungen an Dokumentation oder die Ausstattung ihrer Betriebsstätte fordern. Zu den unternehmerischen Herausforderungen kam in den vergangenen Jahren dann auch noch eine private hinzu: Brandt wurde Mutter. „Kind und Business lassen sich nur mit einem guten Team und Familie vereinbaren. Ich bin dankbar, so wie es sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat“, resümiert sie.

Dazu hat auch das Starthaus Bremen & Bremerhaven beigetragen. Zu Beginn ihrer Gründung nahm sie am Starthaus-Coachingprogramm teil. In einem Jahr lernen angehende Gründerinnen und Gründer ihr Rüstzeug: Ausarbeitung ihrer Geschäftsidee, betriebswirtschaftliches und steuerliches Know-how, Businessplan. Und das alles mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnten, die sich bei Hochs und Tiefs gegenseitig unterstützen können.

Zudem organisierte Brandt eine Crowdfunding-Kampagne über die Partnerplattform des Starthauses Startnext und sicherte sich so eine erste Gefolgschaft und eine kleine Anschubfinanzierung.

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Neue Produkte entwickeln

Viel Engagement und viel Arbeit – das sollte man feiern. Aus diesem Grund ist Laura Brandt unser „Ding des Monats“ im Januar 2022. Ans Ausruhen denkt Brandt dabei aber ganz und gar nicht. Denn sie tüftelt bereits an neuen Produkten. Ganz neu in ihrem Sortiment führt die Gewürzliebhaberin eine Spezialität: Chai-Sirup. Die süß-klebrige Flüssigkeit duftet intensiv nach Ingwer, Nelken, Kardamom und Muskatblüte. Sie bringt Tees oder Gebäck einen nachhaltigen Gewürzkick. Mit Produkten wie diesen will Brandt regelmäßig ihr Sortiment erweitern und kann dazu auf ein gut gefülltes Lager aus rund 50 einzelnen Zutaten zurückgreifen.

Die Ideen dazu entwickelt sie unter anderem zusammen mit Christian Holz. Der Bremer leitet die Hanse Kitchen, ein Foodhub für die Nahrungsmittelindustrie. An zwei Standorten in Bremen können Start-ups mit einer voll ausgestatteten Experimentier- und Produktionsküche sowie dem umfangreichen Wissen von Holz ihre Ideen in der Praxis testen. „Das ist ein wunderbarer Ort und Christian bringt unglaublich viel Wissen mit. Ich arbeite gern mit ihm zusammen“, schließt Brandt.

Das Ding des Monats - powered by Starthaus

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