Brauchen Startups einen Rechtsanwalt?
GründungswissenGründerinnen und Gründer müssen zahlreiche Entscheidungen treffen. Brauchen sie dabei Unterstützung einer Rechtsanwältin oder eines Rechtsanwalts? Wir geben die Antwort!
Brauchen Startups eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt? Eigentlich lässt sich diese Frage klar beantworten: Ja! Dennoch scheuen viele Gründungsinteressierte davor zurück, häufig aufgrund der scheinbar hohen Kosten.
Aus diesem Grund schauen wir uns einmal die verschiedenen Bereiche und Rechtsgebiete an, in denen eine Rechtsanwältin helfen könnte – und wo es vielleicht gar nicht notwendig ist. Natürlich ist dies keine rechtsverbindliche Beratung, wir geben Tipps, um den richtigen Weg einzuschlagen:
Startups
Häufig werden die Begriffe „Startups“ und „Gründung“ synonym verwendet. Dabei bezieht sich „Startup“ eigentlich auf innovative Gründungen mit Technologie-Schwerpunkt, die darauf ausgelegt sind, schnell zu wachsen und mit ihrem Geschäftsmodell Fahrt aufzunehmen. Diese Unternehmen sind zwingend auf einen Rechtsanwalt angewiesen – um ihre Erfindungen zu schützen, um zu wachsen, um umfangreiche Verträge einzugehen und vieles mehr.
Die Wahl der Rechtsform
Aber auch alle anderen Gründerinnen und Gründer werden schon gleich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit vor rechtlich komplexe Fragen gestellt: Welche Rechtsform wähle ich? UG, GbR, OHG, GmbH? „Die Gewerbeanmeldung einer Einzelperson ist unkritisch, das kann jede oder jeder selbst durchführen – oder wir helfen dabei“, so Ralph Jänisch vom Starthaus Bremen. Aber schon bei einer GbR kann eine Anwältin hilfreich sein, bei einer GmbH ist eine Notarin oder ein Notar nötig, um den Vertrag zu beurkunden. „Immer, wenn mehrere Personen und deren Interessen im Spiel sind, lohnt sich ein zweiter Blick von Profis“, empfiehlt er.
Kauf- oder Wartungsverträge, AGBs
Auch wer mit Kunden, Lieferanten, Partnern oder Dienstleistern Verträge abschließt, sollte diese nicht blindlings unterschreiben. Bei der Ausgestaltung eines solchen Vertrags sollte ein Anwalt auf die Papiere schauen. Gerade bei Verträgen, die lange dauern oder mit ähnlichen Passagen mehrmals im Jahr geschlossen werden, relativieren sich die einmaligen Anwaltskosten auch schnell angesichts der Gesamtsumme.
Vorlagen aus dem Internet helfen oft nur bedingt weiter. „Natürlich gibt es im Netz viele Musterverträge. Aber jedes Unternehmen ist einzigartig und man kann sich nie sicher sein, ob ein Blankovertrag wirklich den eigenen Interessen entspricht – oder überhaupt rechtlich korrekt ist“, sagt der Gründungs-Profi Jänisch.
Gewerbemiet- und Pachtverträge
So gut wie jede oder jeder hat privat einmal einen Mietvertrag abgeschlossen. Also sollte die Anmietung des neuen Büros doch kein Problem sein, oder? „Eine gewerbliche Anmietung ist oft mit deutlich höheren Risiken verbunden“, weiß Jänisch. „Verträge werden über Jahre geschlossen und die Kündigungsbedingungen gestalten sich anders als im Privaten. Eine Anwältin sollte zumindest einen Blick darauf werfen.“
Arbeitsverträge, Handelsvertreterverträge
Wächst das eigene Unternehmen, steht bald auch die erste Neueinstellung an. Aufregend! Die Ausgestaltung des Arbeitsvertrags ist Profisache, hier sollte auf jeden Fall ein Jurist ran, wenn es um mehr geht als eine 450-Euro-Stelle.
Patentrecht, Markenrecht, Designschutz
Bei der Absicherung der eigenen Idee oder Erfindung ist eine Anwältin unablässig. Zwar gibt es auch hier Online-Anmeldeformulare für Designschutz, Markeneintragung oder das Patent, aber gerade im Detail lauern Fallstricke, wie auch der Bremer Rechtsanwalt Dr. Eckhard Ratjen weiß: „Für einen Nichtjuristen ist es häufig nicht erkennbar, ob Drittmarken als kritisch und blockierend einzuordnen sind oder nicht. Oder ob das Waren- und Dienstleistungsverzeichnis korrekt ausgearbeitet ist.“ Wie genau Markenschutz funktioniert, erklärt Ratjen in diesem Interview.
Onlinebranche: Viel zu beachten
Gerade im Internethandel und -geschäft hat sich in den vergangenen Jahren viel getan: DSGVO, Verpackungsverordnung, Fernabsatzgesetz, eine ganze Schar an Regelungen müssen beachtet werden. Natürlich ist es wichtig, dass die Gründerin oder der Gründer zumindest in Grundzügen weiß, was sie oder er beachten muss. „Aber auch hier greifen Tipps und Vorlagen im Internet nicht immer – ein letzter Blick von der Anwältin gibt Sicherheit“, erklärt Jänisch vom Starthaus.
Das ruhige Gewissen
Bei all diesen Themen geht es letztlich vor allem um eins: Sicherheit. Das Wissen, rechtlich abgesichert zu sein, gibt Halt in der doch oft ungewissen Welt eines jungen Unternehmens. Aus all den eigenen Entscheidungen ergeben sich schließlich Konsequenzen und dafür muss die Gründerin oder der Gründer am Ende einstehen.
Wie finde ich die richtige Kanzlei?
Es gibt verschiedene Wege. Verzeichnisse im Internet listen Kanzleien auf, Bewertungen helfen, diese einzuordnen. Gründungsexperte Jänisch rät aber zu einem anderen Weg: „Hört auf Empfehlungen! Fragt eure Geschäftspartner, die Steuerberaterin, die Bankberaterin, den Lieferanten. Auf gute Erfahrungen könnt ihr vertrauen.“
Er befürwortet zudem eine Kanzlei in derselben Stadt. „Habe ich ein gutes Gefühl im Erstgespräch? Sind wir auf einer Wellenlänge? Das ist entscheidend, denn die Zusammenarbeit soll lange halten.“ Außerdem schade es nicht, mehrere Kanzleien zu besuchen, deren Beratung und auch deren Kosten zu vergleichen.
Und noch einen Tipp hat er parat: Regelmäßig veranstalten das Starthaus und die Partner im Bremer Gründungsökosystem Vortragsabende und Seminare rund ums Recht. Die sind nicht nur ein guter Ort, um ein Grundverständnis zu erlangen, sondern auch um eine potenzielle Kanzlei kennenzulernen.
An einer Gründung oder am Wachstum eines Startups interessiert? Schreib uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufe uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn du Fragen zu deiner Gründung(sidee) hast oder Unterstützung beim Wachstum wünscht. Wir haben die Antworten!
Erfolgsgeschichten
Julija Storz hat mit EINA Circle eine Plattform geschaffen, die Frauen untereinander vernetzt und Wissen zu weiblicher Gesundheit und Selbstfürsorge vermittelt. In Bremen fand sie mit dem Starthaus Bremen und Bremerhaven die nötige Unterstützung und ein lebendiges Netzwerk.
Zum ArtikelLiebe geht durch den Magen – das gilt auch für unsere Vierbeiner! Doch Standard-Tierfutter wird den individuellen Bedürfnissen von Fiffi und Mieze oft nicht gerecht. Maja Lorenzen und Katharina „Katha“ Michael bringen mit ihrem neuen Geschäft „KAWAU“ in der Bremer Neustadt frischen Wind in die Futterschüssel: Hochwertige Produkte mit klaren Deklarationen und persönliche Beratung für maßgeschneiderte Futterkonzepte. Besonders bemerkenswert: Die beiden Gründerinnen wagen den Sprung ins Unternehmertum in Teilzeit – und mit viel Herz für Tiergesundheit!
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