24.9.2021 - Janet Binder

Früh übt sich: An diesem Gymnasium steht Gründen auf dem Stundenplan

Futurepreneur
4 junge Gründer:innen

Ein Unternehmen gründen: Wie geht das eigentlich? Das haben 22 Schülerinnen und Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Bremen-Huchting vier Tage lang ausprobieren dürfen. 

Gecoacht wurden die Neuntklässler von Experten des Hamburger Vereins Futurepreneur, dessen Projekt „Campusunternehmer“ sich speziell an Jugendliche richtet. Auch zwei Bremer Unternehmer stellten sich beim „Gründertalk“ den Fragen der Schülerinnen und Schüler: Nina Fischer vom Pflanzenladen Two Green und Benjamin Eta von der Fußballschule „We love Soccer“. Die 13- bis 15-Jährigen sammelten viele nachhaltige Gründungsideen, schließlich mussten sie sich in kleinen Gruppen für eine entscheiden. Dann ging es damit los, das Geschäft zu planen, vorzubereiten sowie umzusetzen. Das bedeutete: raus aus der persönlichen Komfortzone und rein ins Business – mit einem Verkaufsstand und selbstgestalteten Werbeplakaten im Einkaufszentrum Roland-Center.

Die Schüler:innen bereiten ihre Geschäftsideen vor wie zum Beispiel den "Schoolmarkt". © Futurepreneur

Die sieben Gründungsideen:

„Veggie Soap“: Emma, Ula und Leyla entschieden sich dafür, selbst hergestellte vegane Seife zu verkaufen – mit verschiedenen Düften. Vom Seifekochen hatten sie bis dahin keine Ahnung. Sie informierten sich im Internet, entschieden sich für die Duftrichtungen Kaffee, Kakao, Lavendel und Zitronenmelisse und legten los. Beim ersten Herstellungsversuch in der Mikrowelle gab das Gerät seinen Geist auf. Auch mit der Küchenmaschine wurde es nichts. Erfolgreich waren sie mit einem Wasserbad auf dem Herd.  Am Ende konnten sie tatsächlich ihre Seife verkaufen – obendrein gab es den Sonderpreis von Futurepreneur für die besonders kreative sowie selbstständige Entwicklung ihrer Geschäftsidee. Das Fazit von Emma: „Unser Ehrgeiz hat uns geholfen. Es hat in der Vorbereitung nicht alles geklappt. Aber wenn wir nichts hingekriegt hätten, hätten wir uns geärgert.“ 

„Schach und Dame“: Edzus‘ und Dennis‘ Geschäftsidee war es, Menschen Schach oder Dame beizubringen oder ihnen Tipps zur Spielverbesserung zu geben. Sie mussten die Erfahrung machen, dass sie am Anfang den falschen Standort für die Dienstleistung gewählt hatten. Als sie vom Eingang ins Einkaufszentrum wechselten, blieben dann doch einige Passanten stehen und ließen sich zum Hinsetzen motivieren. Das Fazit von Dennis: „Schachspielen war nicht das Beste an einem sonnigen Tag. Wir haben damit nicht so viel Geld verdient. Aber wir haben durchgehalten. Am Ende lief es besser.“

„Muffrosé au chocolat“: Mejrem, Alisha und Milan boten Rezepte für Muffins an, dazu gab es eine rote Rose und Bio-Schokolade. Das Fazit von Mejrem: „Wir waren überrascht, wie viel wir verdient haben. Unser Ziel haben wir übertroffen. Nächstes Mal würden wir uns ein höheres Ziel setzen.“

„Basketball“: Nassar, Malte, Christian, Asmaa und Danyal stellten im Roland-Center einen Basketballkorb auf, fünf Würfe boten sie für einen Euro an. Landeten mindestens zwei Bälle im Korb, gab es ein kleines Präsent. Ihre Mission dabei war auch, die Leute zu mehr Bewegung zu motivieren und für den Basketballsport zu begeistern. Das Fazit von Danyal: „Am Anfang war es sehr schwer, da hat es nicht funktioniert. Wir haben gemerkt, dass es im Team besser funktioniert, die Leute anzusprechen. Ich wollte das eigentlich allein machen.“ 

„Schoolmarket“:  Schayda, Daniel und Edgar bauten im Roland-Center einen sechs Meter langen Verkaufstisch mit Flohmarktartikeln auf. Dazu boten sie ein Glücksrad an; als Gewinne gab es Zettel mit Sprüchen oder Kochtipps. Ihre Motivation dabei war auch, nicht mehr benötigte Sachen weiterzuverwenden. Nebenbei klärten sie die Passanten über die anstehende Bundestagswahl auf, dazu hatten sie zentrale Thesen aus den Wahlprogrammen der Parteien aufbereitet. Das Fazit von Daniel: „Wir haben gut gelernt, wie man Ideen findet und sie durchsetzen kann. Außerdem haben wir gelernt, Sachen einfach zu machen. Am Anfang haben wir uns nicht getraut, aber dann haben wir angefangen, unsere Produkte zu präsentieren und Leute anzusprechen.“

„Mysterybags“: Michael, Daniel und Abdulbaki füllten kleine Papiertüten mit Süßigkeiten, Magneten und Flummis, bemalten sie und versahen sie mit Tipps für Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Alltag. Das Fazit von Michael: „Auf jeden Fall nicht aufgeben. Man hat immer eine Chance weiterzumachen.“

„Lucky-Shots“: Ole, Jebar und Justin stellten ein Fußballtor auf, für einen Euro durften die Passanten einen Ball schießen. Für jeden Treffer gab es einen kleinen Preis. Die drei wollten die Menschen dabei auch dazu motovieren, sich nach eineinhalb Jahren Pandemie wieder mehr zu bewegen. Das Fazit von Ole: „Wir haben am Anfang die falsche Frage gestellt, da haben wir nur gefragt: Haben Sie kurz Zeit? Dann haben wir gefragt: Haben sie eine Minute Zeit für ein Schulprojekt? Da sind mehr stehen geblieben. “

Gründergeist schon früh wecken

Handeln, nicht aufgeben, durchhalten, kreativ werden, sich trauen und ehrgeizige Ziele setzen – das sind die Erfahrungen, die alle Schülerinnen und Schüler gemacht haben. „Ihre ersten Geschäftsideen sind dafür nur Mittel zum Zweck“, sagt Bastian Schenker von Futurepreneur, der die Schülerinnen und Schüler anleitete. Ziel des Projekts ist es, den Gründergeist bei Heranwachsenden schon früh zu wecken und das Gründen eines Unternehmens als attraktive Möglichkeit für den eigenen Werdegang zu erwägen. „Die Jugendlichen haben hautnah erlebt, wie viel schon heute in ihnen steckt. Sie wissen. Mit einer guten Idee, Kreativität und Durchhaltevermögen können sie richtig viel erreichen“, sagt Schenker.

Schülerfirma wird ausgebaut

Es war bereits das zweite Mal, dass der Verein in Zusammenarbeit mit dem Starthaus Bremen Schülerinnen und Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums coachte. 2020 wurde das Projekt das erste Mal angeboten – mit Erfolg. „Es gab drei Schülerinnen und Schüler, die danach angefixt waren. Sie hatten das Unternehmertum für sich vorher gar nicht als Perspektive gesehen“, erzählt Lehrerin Franziska Krause. Im Anschluss gründeten die Projekt-Teilnehmenden im Rahmen eines Wahlpflichtkurses eine Schülerfirma. „Wir haben unter erschwerten Coronabedingungen einen Onlineshop für T-Shirts, Pullover und Sweatjacken mit Schullogo auf die Beine gestellt“, so Franziska Krause. Die Schülerfirma soll von den aktuellen Neuntklässlern fortgeführt und erweitert werden.

Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, die zur Präsentation der Geschäftsideen der Schülerinnen und Schüler ins Alexander-von-Humboldt-Gymnasium kam, kann das nur unterstützen: „Wir brauchen immer wieder neue Entrepreneure. Dadurch lebt die Gesellschaft.“

An einer Gründung interessiert? Schreiben Sie uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder rufen Sie uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn Sie Fragen zu Ihrer Gründung(sidee) haben. Wir haben die Antworten.

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