9.9.2022 - Jann Raveling

Mit Sailor Moon zur Ladenbesitzerin

Erfolgsgeschichten

Manga, Anime und Merchandise bei OMA in Bremen und Bremerhaven

Gründerin Raphaela Nehmer in ihrem OMA-Shop
Führt nun erfolgreich zwei Läden: Gründerin und Unternehmerin Raphaela Nehmer. © Starthaus/Raveling

Mit OMA, kurz für Otaku (=jap. Für extreme Fans), Manga und Anime, eröffnete Dezember 2021 ein neuer Laden für japanische und westliche Popkultur in der Bremer Innenstadt. Eine Nische mit großem Potenzial, ist Gründerin Raphaela Nehmer überzeugt.

Für die Bremerhavenerin fing alles in der dritten Klasse an. Damals fesselten die Abenteuer des japanischen Mädchens und der talentierten Kriegerin Usagi Tsukino aka Sailor Moon sie und ihre beste Freundin jeden Nachmittag an den Bildschirm. Die 10-Jährigen spielten die Episoden nach, begannen die Figuren zu zeichnen und spannen die Geschichten weiter. Auch heute noch ist Sailor Moon einer der wohl erfolgreichsten Animes und Teil der Kindheit vieler Mädchen und Jungen.

Aus Begeisterung wurde über die Jahre Leidenschaft, Raphaela Nehmer verschlang immer mehr Geschichten aus dem fernen Japan, ob nun zu Papier in Form von Manga oder im Bewegtbild als Anime. Aber auch westliche Comics fanden Einzug, erst in das Kinderzimmer und später dann in die eigene Wohnung.

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Aus Talent fürs Zeichnen ein Beruf gemacht

Auch die Hingabe fürs Zeichnen blieb, wenn auch auf einem anderen Medium als Papier. Nehmer gründete ihr eigenes Tattoostudio in Bremerhaven. Bis 2018: „Meine Muskulatur im Arm entzündete sich durch Überanstrengung und ich fragte mich damals: Wovon kann ich leben, wenn ich nicht mehr zeichnen oder tätowieren kann, wie kann ich meine Familie versorgen?“, so die mittlerweile vierfache Mutter.

Da kamen ihr Sailor Moon und ihre geliebten Manga wieder in den Sinn – und die Idee zum eigenen Spezial-Shop wurde geboren. Denn daran mangelte es noch im Nordwesten. Allenfalls Buchhandlungen führten ein bis zwei magere Regalmeter an den japanischen Kulturexporten.

Nerdtum wird Wirtschaftsfaktor

Dabei ist die japanische Popkultur auch in Deutschland längst ein Riesengeschäft. Stories wie Dragon Ball Z um den Kämpfer Son Goku oder Pokémon mit dem Trainer Ash und seinen treuen Begleitern sind in unserer Gesellschaft fest angekommen und haben alte wie junge Fans.

Dieses Potenzial erkennen immer mehr Firmen. So hat etwa auch die renommierte Werbeagentur Jung von Matt einen Ableger „Jung von Matt NERD“ gegründet, der Unternehmen zeigt, wie mächtig und kaufkräftig die Zielgruppe der Fans sein kann.

Auch Nehmer weiß um diese Begeisterung. In ihrem Shop in Bremerhaven gibt es neben den beliebtesten Mangareihen auch viele Nischenprodukte. „Für die Horrorleserin oder den Romantiker findet sich etwas, aber auch politische und ernste Themen“, so die Ladenbesitzerin.

Sie verkauft zudem auch Bücher und Merchandise-Artikel zu westlichen Reihen wie Harry Potter, Herr der Ringe oder The Witcher, sowie asiatische Snacks und aufwendige Sammlerfiguren, die hunderte oder tausende Euro kosten können.

Demon Slayer Aufsteller
Die japanische Popkultur ist in Deutschland beliebt und ein riesiges Geschäft, von Dragon Ball Z über Pokémon bis Demon Slayer. © Starthaus/Raveling

Laden in Bremen eröffnet

Seit Ende 2021 müssen ihre Bremer Kundinnen und Kunden dabei nicht mehr in die Seehafenstadt fahren, sondern können direkt in der Innenstadt shoppen. „Wir haben in Bremen unseren zweiten Laden aufgemacht. Die Nachfrage war sehr groß und ich wollte gern ein weiteres Standbein neben Bremerhaven und unserem Onlineshop etablieren“, erzählt sie.

Gerade jetzt, zur Ferienzeit, zieht der Laden nicht nur Fans aus dem Umland an. So habe sie bereits Kundinnen und Kunden aus Südkorea oder Indien begrüßt. Die konnten zwar kein Deutsch, nahmen sich aber zum Beispiel aus dem Bremen-Urlaub als Souvenir die deutsche Übersetzung ihrer Lieblingsreihe mit.

Wachsendes Unternehmen mit Begeisterungspotenzial

Zehn Angestellte beschäftigt sie heute, darunter drei Auszubildende, die in der „Zentrale“ in Bremerhaven zu Kaufleuten werden. „Den Ausbilderschein habe ich in der Coronazeit gemacht, da gab es ja nicht so viel zu tun“, erklärt die Gründerin. Gute Arbeitsbedingungen seien ihr wichtig: „Ich will, dass meine Angestellten und natürlich auch meine Kundinnen und Kunden gerne hierherkommen, das zählt mehr für mich als ein dickes Auto vor der Tür.“

Die Begeisterung für das Thema sei es, die das Arbeiten in der Branche so motivierend mache. Alle brennen für das Thema, selbst die Lieferant:innen und Verlage, die die Übersetzungen der japanischen Originale in Deutschland vertreiben. Ein Großteil von Nehmers Waren stammt dabei entweder aus dem Großhandel oder von Importeuren, selbst bestelle sie selten direkt in Japan, denn die Importkosten seien für den kleinen Einzelhandel sehr hoch.

Der OMA-Shop von innen
Ob neu oder Second Hand, Sailor Moon oder Harry Potter: Zum OMA-Shop zieht es viele Fans - sogar aus dem Ausland. © Starthaus/Raveling

Breite Unterstützung aus dem Bundesland

Der Start in Bremen gelang auch dank dem Starthaus Bremen & Bremerhaven und der BAB – Die Förderbank. Sie erhielt den Starthaus Mikrokredit, mit dem sie unter anderem Ladenausstattung und Inventar kaufen konnte. „Ich habe hier eine tolle Unterstützung erhalten, konnte immer nachfragen und erhielt Tipps, wie ich bestimmte Details im Businessplan noch besser formulieren konnte“, so die Ladenbesitzerin.

Auch in Bremerhaven unterstützte sie die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH mit Rat und Tat beim Ladenausbau sowie Verbindungen – auch zu den Bremer Kolleginnen und Kollegen.

Deshalb rät Nehmer auch unbedingt dazu, sich beraten zu lassen, wolle man sich im Einzelhandel selbstständig machen: „Man muss keine Angst haben, sich an die Förderbank oder das Starthaus zu wenden. Hier will einem niemand Steine in den Weg legen. Es ist auch nicht so wie in einer Prüfung, wenn man sein Geschäftsmodell vorstellt. Von allen Seiten erhält man Unterstützung und nur Positives.“

Ob es noch weitere Läden geben soll, lässt Nehmer erstmal offen. Zunächst muss sie einen dicken Stapel neuer Manga lesen: Denn wenn sie selbst etwas ihren Kundinnen und Kunden empfiehlt – etwa auf ihrem Youtube-Kanal – muss sie es ja auch kennen. Nicht der unangenehmste Teil ihrer Arbeit.

An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

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