15.6.2022 - Beata Cece

Risiko minimieren, Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen

Open Innovation Cycle

Mit Lean-Startup sein Vorhaben agil entwickeln

Buch mit einem Text zum Minimum Desirable Product
Ob SCRUM, Business Model Canvas oder andere Tools: Die Lean-Startup-Methode unterstützt Startups frühzeitig Herausforderungen zu erkennen und das Geschäftsmodell entsprechend anzupassen. © Unsplash

Angehende Startups brennen für ihre Ideen – und das ist auch gut so. Um ihre Erfolgschancen zu erhöhen, müssen sie ihre Träume allerdings einem harten Realitätscheck unterziehen. Dabei hilft die Lean-Startup-Methode, mit der sich frühzeitig überprüfen lässt, ob ein Konzept wirklich funktioniert. Wir stellen euch diese Methode und die damit verbundenen Tools und Arbeitsweisen näher vor. 

Am Anfang jeder Gründung steht die Idee: Die Gründenden erkennen ein Problem, von dem sie annehmen, dass es viele andere auch haben. Und dann überlegen sie sich eine Lösung, die sie selbst gerne hätten. Relevant für den Gründungserfolg ist, was im nächsten Schritt passiert. Denn nicht jede Idee, auch wenn sie noch so gut klingt, funktioniert am Markt. Was ist, wenn es das beschriebene Problem tatsächlich gibt, aber niemand Geld für die Lösung ausgeben möchte? Oder was ist, wenn die angepeilte Zielgruppe zwar existiert, aber sie das Problem an einer anderen Stelle sieht? Um solche Herausforderungen frühzeitig zu erkennen, wird im Startup-Bereich die Lean-Startup-Methode angewendet. Sie hilft dabei, schnell herauszufinden, ob eine Idee wirklich funktioniert. Ist dies nicht der Fall, kann das Konzept frühzeitig angepasst oder ganz verworfen werden. Wer also eine agile und kundenzentrierte Entwicklung bei der Gründung nutzt, minimiert das Risiko, viel Zeit und Geld zu verschwenden.

Lean-Startup: Tools und Arbeitsweisen

1. Scrum

Scrum ist eine Arbeitsweise, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung kommt und welche die Teams dabei unterstützt, in der Frühphase fokussiert aber agil an ihren Zielen zu arbeiten und diese Arbeitsweise später in ihrem Startup zu implementieren. Dabei werden einzelne Aufgabenpakete in Sprints aufgeteilt. Jeder Sprint dauert in der Regel maximal vier Wochen, hat ein bestimmtes Ziel und besteht ausfolgenden Elementen: Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review und SprintRetrospektive. Somit haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, regelmäßig über Verbesserungsmöglichkeiten zu sprechen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Ein Bestandteil eines Sprint Plannings ist das sogenannte „Planning Poker“. Dabei schätzen die Teilnehmenden anhand von Spielkarten den Aufwand für bestimmte Aufgaben ein. Ziel ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen und die Komplexität von Projekten besser beurteilen zu können.

Menschen arbeiten am großen Tisch, eine Frau steht an einem White Board mit vielen bunten Post-its.
Bei Scrum werden große Aufgabenpakete in kleine Sprints unterteilt. © Unsplash

2. Business Model Canvas

Grundlage für den Lean-Startup-Ansatz ist das Business Model Canvas, das bei der Erstellung, Planung und Analyse von komplexen Geschäftsmodellen hilft. Das Tool besteht aus einer Vorlage mit neun Kernelementen und funktioniert sowohl anlag als auch digital. Für die Bearbeitung der einzelnen Felder werden oft Post-its genutzt, sodass sich Inhalte leicht ergänzen, verschieben oder entfernen lassen. Diese Vorgehensweise ermöglicht es den Gründenden, flexibel auf Änderungen zu reagieren. Ziel ist die Entwicklung eines Geschäftsmodells, welches die zentralen Aspekte einer Unternehmung so in Beziehung setzt, dass sich ein stimmiges Bild der Geschäftstätigkeit ergibt. Gestartet wird mit der Bearbeitung des Felds „Value Proposition“, was deutlich macht, dass der Nutzen für die Kundinnen und Kunden den Kern des Geschäftsmodelles bildet.
Weitere Informationen zum Business Model Canvas und Muster als Download.

3. Value Proposition Canvas

Als Ergänzung zum Business Model Canvas wird das Value Proposition Canvas eingesetzt, mit dem sich die Leistungsversprechen der Produkte und Dienstleistungen noch besser im Hinblick auf die Problemstellungen der einzelnen Zielgruppen entwickeln lassen. Die Gründenden entwickeln ihre Value Proposition anhand eines vorgegebenen Rasters, das beim Value Proposition Canvas aus zwei Komponenten besteht: Rechts erfolgt die Analyse der Zielgruppen mit ihren jeweiligen Bedürfnissen, links die Beschreibung der jeweiligen Nutzen/Werteversprechen je Zielgruppe. Wenn man es schaffst diese zwei Komponenten überein zu bringen, erreichen die Gründenden ein „Problem-Solution-Fit“.
Weitere Informationen zum Value Proposition Canvas und Muster als Download.

4. Hypothesenbildung (Testing Business Ideas)

Aus dem Business Model Canvas bzw. dem Value Proposition Canvas leiten die Gründenden getroffene Annahmen zum Geschäftsmodell ab. Im nächsten Schritt werden diese Hypothesen dann getestet mit dem Ziel bestehende Unsicherheiten und Risiken mit jedem Test zu reduzieren und die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, in der Regel bietet es sich an zuerst mit persönlichen Interviews mit einer potentiellen Kundenzielgruppe oder Fragebögen zu beginnen.  Eine Hilfestellung für das Führen von Interviews kann zum Beispiel der Mom-Test sein (Empowering People mit Lean Impact – MAK3it). Bei dieser Methode geht es darum, die Fragen so zu formulieren, dass man den Kern des Problems besser versteht und nicht nur Feedback abfragt. Auf Grundlage der gewonnen Erkenntnisse aus den Befragungen lässt sich dann ein Minimal Viabel Product kurz MVP entwickeln. Ein MVP ist eine erste minimal funktionsfähige Iteration eines Produkts und hilft dabei weiteres Nutzerfeedback zu erhalten und die vorher getroffenen Annahmen zum Geschäftsmodell weiter zu validieren. Eine von vielen gängigen Methoden ist zum Beispiel die Entwicklung eines Concierge-MVPs. Dabei wird den Kundinnen und Kunden suggeriert, dass ein Prozess vollständig digital abläuft (zum Beispiel Buchung einer Unterkunft über eine Online-Plattform). In Wahrheit laufen die Prozesse im Hintergrund aber manuell ab. Auf diese Weise ersparen sich Gründende in der Testphase die zeit- und kostenaufwändige Entwicklung einer echten technischen Lösung. Das Validieren von Geschäftsmodellen ist zentraler Bestandteil in der Frühphase des Gründungsprozesses von Startups und bildet die Basis dafür, validierte und marktfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln sowie perspektivisch Investorinnen und Investoren vom eigenen Vorhaben zu überzeugen. 

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Ihr habt eine innovative und skalierbare Idee, die ihr gerne weiterentwickeln möchtet? Dann bewerbt euch für den Open Innovation Cycle. Das dreimonatige Fast-Track-Programm unterstützt euch dabei, aus euren Ideen validierte und marktfähige Geschäftsmodelle zu machen. Bis zu fünf Teams nehmen an einem Cycle teil und wenden dabei mit unserem Support die beschriebenen Lean-Startup-Methoden  an Unterstützt werdet ihr dabei von Coaches, die alle selbst gegründet haben. Mehr Informationen findet ihr hier.

An einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an, wenn ihr Fragen zu eurer Gründung(sidee) habt. Wir haben die Antworten.

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