Ihr fragt euch, wie man Nachhaltigkeit in den Gründungsprozess integrieren kann? Wir haben die Antworten für euch. Ein Interview mit Meret Nehe, Expertin für Prozessbegleitung, Nachhaltigkeit und systemische Innovation.
Im Gründungsprozess gibt es eine Vielzahl von Aspekten, die angehende Unternehmer:innen berücksichtigen können oder müssen. Wir blicken heute auf das Buzzword Nachhaltigkeit und schauen, wie Gründende Nachhaltigkeit in ihren Prozess integrieren können. Dazu hat Meret Nehe, Expertin für Prozessbegleitung, Nachhaltigkeit und systemische Innovationen, im Zuge der Veranstaltungsreihe „she starts“ einen Workshop gegeben. Den habt ihr verpasst? Kein Problem, wir haben uns mit Meret über die wichtigsten Infos unterhalten.
Meret Nehe: Wir sind alle Teil eines größeren Systems, welches aus Umwelt, Gesellschaft und darin agierend der Wirtschaft besteht. In diesem System können wir in Aktion treten und mit unseren Ideen und Ansätzen Probleme lösen und Bedarfe decken. Dabei sollten wir die ökologischen und sozialen Grenzen dieser uns umgebenden Systemen respektieren, damit wir als Menschheit nicht langfristig unsere Handlungsoptionen immer mehr einschränken. Es geht also im Grunde bei der Nachhaltigkeit darum, dass wir uns nicht langfristig unsere eigene Lebensgrundlage nehmen.
Derzeit ist leider zu beobachten, dass es Gründe für die Nicht-Nachhaltigkeit gibt, wie zum Beispiel die Zerstörung natürlicher Kreisläufe, Abbau großer Materialströme aus der Erde oder Ansammlungen von nicht natürlichen Substanzen. All dies führt dazu, dass unser Umfeld, unsere Systeme und unser Leben nicht nachhaltig gestaltet werden.
Meret: Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip, bei dem das Fortbestehen der menschlichen Gesellschaft auf unbegrenzte Zeit innerhalb der natürlichen Kreisläufe gesichert ist. Dafür müssen jedoch gewisse Nachhaltigkeitsprinzipien berücksichtigt werden und die Gründe der Nicht-Nachhaltigkeit wegfallen.
Meret: Die unternehmerische Herausforderung besteht darin, gesellschaftliche Systeme und soziale Strukturen neu zu denken und zu formen, um langfristig die Umweltbelastungen und strukturellen sozialen Probleme zu eliminieren und dabei die Grundbedürfnisse eines jeden zu befriedigen und die notwendigen Lebensgrundlagen zu erhalten.
Meret: Das bedeutet, dass Unternehmen sich immer wieder in den eigenen Handlungen und in der Reflektion der eigenen Handlung dem Gedanken der Nachhaltigkeit widmen und ihre Geschäftsmodelle entsprechend ausrichten sollten. Dabei können z.B. die acht Nachhaltigkeitsprinzipien helfen (nach Broman & Robèrt, 2015) Zu den Prinzipien zählen die sozialen Aspekte Sinnstiftung, Gleichbehandlung, Förderung von Kompetenzen, Unvoreingenommenheit, Gesundheit und auf der ökologischen Dimension die Vermeidung von systematischer Naturzerstörung, Stofffreisetzung und Ressourcenabbau.
Es gibt neben der Nachhaltigkeitsprinzipien auch einige weitere Nachhaltigkeitsansätze, die helfen, sich Nachhaltigkeit in den eigenen Prozessen zu vergegenwärtigen z.B. Doughnut Economics, Gemeinwohlökonomie, und auch die Sustainable Development Goals der UN. Es ist sinnvoll zu schauen mit welchem dieser Ansätze man selbst oder als Team am besten arbeiten kann.
Meret: Ich würde allen Gründenden ans Herz legen, sich neugierig und gerne mit Innovationsgeist Gedanken dazu zu machen, wie das eigene Geschäftskonzept die soziale und ökologische Nachhaltigkeit respektieren kann. Das mag erstmal heraufordernd klingen aber es gibt wie gesagt einige Ansätze, die man dafür nutzen kann. Dabei kann man sich auch an dieser Checkliste orientieren, wie man vorgehen kann:
In jedem Schritt sollten Gründende mit offenem Blick und Neugierde trauen sich zu fragen wie sie die Nachhaltigkeitsprinzipien mitdenken und Entwicklungsschritte der eigenen Gründung mit diesen abgleichen können. Sich auch trauen zu fragen: Gibt es bei der Idee Hindernisse? Wie kann ich diese anders angehen und beseitigen? Entstehen z.B. direkte oder indirekte Belastungen der natürlichen Ökosysteme durch eine Geschäftsidee, sollte man sich fragen: Wie könnte ich meine Idee verändern, sodass ich diese Belastungen eliminiere? Gibt es die Möglichkeit in Kreisläufen zu denken? Gibt es andere Ressourcen, die ich nutzen könnte?
Es ist unglaublich wichtig, dass man sich von dem Thema nicht einschüchtern lässt, sondern versteht, dass es nicht darum gehen soll, alles perfekt zu machen. Die Herausforderungen sind vielfältig und nicht jeder muss alle Prinzipien direkt erfüllen. Sondern bei der Integration von Nachhaltigkeit geht es immer darum sich auf eine spannende Lernreise zu begeben – bei der oft neue Ideen, Innovationen und Prozesse entstehen.
Wer dazu Fragen hat oder nach weiteren Inspirationen sucht, kann sich auch gerne an mich wenden: Zur Website von Meret.
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