6.4.2021 -

Bis zu 2.000 Euro Belohnung für nachhaltige Ideen im Crowdfunding

Social Entrepreneurship

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Bis zu 2.000 Euro Bonus einsammeln – mit der Matchfunding-Kampagne „Social Mission Possible“ gibt es Extrageld für nachhaltige Ideen im Starthaus Crowdfunding. Im Interview mit den Köpfen hinter der Kampagne.

Das Starthaus Crowdfunding ermöglicht es, eigene Ideen und Projekte durch begeisterte Mitmenschen zu finanzieren. Die neue Matchfunding-Kampagne „Social Mission Possible“ setzt nun einen oben drauf: Zu jedem erfolgreichen Projekt über 2.500 Euro aus dem Bereich des sozialen und ökologischen Wirtschaftens geben das Starthaus Bremen und Bremerhaven sowie die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa noch einmal 20 Prozent dazu – bis hin zu maximal 2.000 Euro.

Zu den Hintergründen und zum Thema Crowdfunding im sozialen Unternehmertum haben wir uns mit Leslie Schoßmeier-Prigge und Sabine Fröhlich, im Starthaus verantwortlich für das Starthaus Crowdfunding, sowie Friederike Klasen von der Crowdfunding-Plattform Startnext unterhalten. Startnext ist Kooperationspartner des Starthaus Crowdfunding und stellt die Onlineplattform zur Verfügung.

Friederike, Leslie, Sabine: Für Kreative, Start-ups oder angehende Gründerinnen und Gründer war das vergangene Jahr besonders herausfordernd. Hat sich die Coronakrise auch im Crowdfunding widergespiegelt?

Friederike: 2020 war für uns ein besonderes Jahr. Es hat bekräftigt, wie viel Potenzial im Crowdfunding liegt, gerade wenn es darum geht, schnell und unbürokratisch Finanzierungen zu ermöglichen.

Bei vielen Kreativen ging es um die Frage „Wie komme ich überhaupt durch die Coronakrise?“ und weniger um neue Projekte und Ideen. Wir haben vereinfachte Startbedingungen für sie ermöglicht, einen eigenen Hilfsfonds auf die Beine gestellt. Da hatten wir einen Wahnsinnsansturm. Normalerweise hatten wir damals meist etwa 300 Projekte auf der Plattform – innerhalb von wenigen Wochen hatten wir über 1.000.

Auf der anderen Seite haben wir aber auch gemerkt, dass in Extremsituationen viel Innovationswille da ist, der sich auf unserer Plattform wiederfindet. Ein Beispiel ist der Wir-vs-Virus-Hackathon der Bundesregierung, aus dem viele Ideen dann auch bei uns im daran anknüpfenden Matching Fonds starteten.

 Friederike Klasen von der Crowdfunding-Plattform Startnext
Im Interview: Friederike Klasen von der Crowdfunding-Plattform Startnext © Startnext

Sabine: Auch in Bremen hatten wir eine starke Nachfrage. Viele Betroffene aber auch innovative neue Unternehmen sind zu uns in die Workshops gekommen und haben ihre Kampagnen gestartet. Die Bekanntheit des Angebots in Bremen ist gewachsen, die Nachfragen nahmen zu. Crowdfunding ist noch mehr in der Gesellschaft angekommen, der Bekanntheitsgrad ist 2020 definitiv gestiegen.

Leslie: 2020 war „Retten und Halten“ die Devise vor allem in den Kreativbereichen, also dort, wo es besonders harte Auswirkungen für die einzelnen Betroffenen gab. Für uns persönlich war es daher schön, den Betroffenen in der Krise mit unserer Arbeit helfen zu können und auch zu sehen, wie Projekte und Ideen damit Erfolg haben. Das hat uns das Gefühl gegeben, etwas aktiv zur Bekämpfung der Krise beitragen zu können.

Jetzt startet in Bremen die Matchfunding-Kampagne. Zu jedem erfolgreichen Projekt gebt ihr 20 Prozent der Summe nochmal oben drauf. Welchen Hintergrund hat die Kampagne?

Sabine: Sie ist eine Weiterentwicklung aus den bisherigen Erfahrungen. Wir, also das Starthaus und die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, haben uns damit auf ein Thema fokussiert, das stark wächst: der Bereich Social Entrepreneurship. Bereits vor der Krise zeichnete sich der Trend ab, aber er wird jetzt noch deutlicher. Das wollen wir unterstützen.

Friederike, bundesweit habt ihr bereits Matchfunding-Kampagnen durchgeführt. Was sind eure Erfahrungen?

Friederike: Es ist ein sehr gutes Instrument, um zusätzliche Fördermittel mit in das Crowdfunding zu bringen. Allein durch den Verteilmechanismus – es gibt bei jedem Projekt einen Bonus abhängig von der eingesammelten Summe – entsteht schon eine gewisse Dynamik, da die Unterstützerinnen und Unterstützer direkt sehen, wie ihr Beitrag gehebelt (also vervielfacht) wird.

Und die Projekte können das zusätzlich kommunizieren: „Wenn ihr 5 Euro gebt, kommt nochmal etwas dazu!“ Man kann da verschiedene Varianten entwickeln – wie im Starthaus jetzt mit den 20 Prozent, die obendrauf kommen.

Sabine sagte gerade, dass Social Entrepreneurship in Bremen stark wächst – ist das auch deutschlandweit so?

Friederike: Auf jeden Fall. Auf unserer Plattform entwickelt sich das Thema Sozialunternehmen zu einem Haupttreiber. Wie wollen wir in Zukunft wirtschaften, Produkte anders und nachhaltig denken? Das beschäftigt mittlerweile einen großen Teil unserer Community. Dass das Starthaus jetzt auch regional dieses Thema aufnimmt, freut uns besonders, weil wir als Unternehmen auch dahinter stehen.

Sabine, Leslie, habt ihr schon ein paar Beispiele für Projekte im sozialen Bereich, die in Bremen erfolgreich über die Plattform finanziert wurden?

Sabine: Ein Beispiel ist Hadello, ein Projekt, das aus optischen Gründen aussortierte Lebensmittel im Einzelhandel nutzen will, um daraus Gerichte zu kochen und auszuliefern. Wir hatten auch verschiedene nachhaltige Modelabels wie zum Beispiel A Lima – das Label ist jetzt auch in Bremens erstem Fairtrade-Kaufhaus ekofair vertreten. Das sind nur einige Beispiele, die diesen Trend widerspiegeln.

Leslie Schoßmeier-Prigge und Sabine Fröhlich vom Starthaus Crowdfunding Team im Interview
Leslie Schoßmeier-Prigge und Sabine Fröhlich vom Starthaus Crowdfunding Team im Interview © Starthaus

Sind das alles Projekte, die eher konsumorientiert sind?

Leslie: Die Initiativen sind sehr divers aufgestellt – sowohl in den Branchen als auch Unternehmen. Wir hatten jetzt zum Beispiel einen Unverpackt-Truck. Eine Weiterentwicklung des Unverpackt-Ladens in der Region Bremerhaven. Das ist sehr spannend zu beobachten, wo da der Trend weitergeht.

Friederike: Das kann man deutschlandweit übertragen. Der Kern des sozialen Unternehmertums ist es, etwas Neues zwischen Gemeinnützigkeit und Profit zu finden. Das spiegelt sich in Projekten wider, die Produkte anbieten, aber auch Bildungsprojekte, die unternehmerisch aufgestellt sind. Die Initiativen sind sehr stark vernetzt, haben eine Community und unterstützen sich untereinander. Das finde ich toll, die leben ihre Gedanken.

Für angehende Projektstarterinnen und -starter, welche besonderen Tipps habt ihr?

Sabine: Wichtig ist es natürlich, die Kriterien zu erfüllen – dass sie das Mindest-Fundingziel von 2.500 Euro einhalten und dass es zudem nachhaltige Projekte aus Bremen und Bremerhaven sind. Alle Projekte müssen zunächst von uns beraten werden – wir heißen alle Ideen willkommen.

Leslie: Gute Vorbereitung ist das A und O. Man sollte nicht einfach auf den Zug aufspringen, sondern mit der richtigen Voraussetzung reingehen und von der Nachhaltigkeit her denken.

Friederike: Crowdfunding ist Community-Arbeit, ist Kampagnenarbeit, ist Kommunikationsarbeit. Projektstarterinnen und -startern kann man empfehlen, lange bevor die Kampagne wirklich startet, die eigene Community aufzubauen und vorzubereiten. Man muss herausfinden: Mit wem spreche ich? Wer sind meine Fans? Ein weiterer Tipp ist es, alle Beratungsmöglichkeiten und Weiterbildungschancen, die es gibt, wahrzunehmen.

Sabine: Das Wichtigste ist: Kommt auf uns zu. Das Besondere an Bremen ist, dass wir persönliche Beratung, vor Ort oder virtuell, anbieten. Wir schauen uns jedes Projekt an und nehmen uns die Zeit, das Ideale für jedes Projekt herauszuholen.

Leslie: Wir sind auch offen für alle Ideen – es muss noch kein hundertprozentig fertiges Projekt sein. Das ist das Besondere am Crowdfunding – man sieht schnell, ob ein Markt für die eigene Vision da ist. Das geht dann auch in kleinen finanziellen Rahmen.

Sabine: Und nebenher geht unser normales Crowdfunding natürlich weiter – für alle Projekte, die nicht in den Bereich des Sozialen Unternehmertums passen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Der Bremer Senat hat 2020 die Förderung von Solidarischer Wirtschaft, Genossenschaften und Social Entrepreneurship in Bremen und Bremerhaven beschlossen. Ziel ist es, Sozialunternehmen in Bremen zu gründen, anzusiedeln oder weiterzuentwickeln. Die gesamten geplanten Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH, der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven und dem Starthaus Bremen und Bremerhaven umgesetzt.

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Schreibt uns gern eine Mail an crowdfunding@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an.

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