18.5.2021 - Diana Bluhm

Für ein besseres Klima und einen nachhaltigen Konsum: die Starthaus SocialCamps

Social Entrepreneurship

Im Interview mit der Hilfswerft und dem Starthaus Bremen und Bremerhaven

Gemeinsam mit anderen die Welt verbessern? Kein Problem. Bei den Starthaus SocialCamps im Juni habt ihr die Möglichkeit, neue und wirkungsvolle Lösungsansätze in den Bereichen Klima und Konsum zu schaffen. Wir haben uns mit den Organisatoren unterhalten.

Am 3. und 24. Juni finden zum ersten Mal die Starthaus SocialCamps statt. Hier entwickeln Interessierte spannende Lösungsansätze zu den gesellschaftlichen Problemen rund um die Themen Klima und Konsum. Das Starthaus Bremen und Bremerhaven hat hierfür eine erfahrene Partnerin an der Seite: die Hilfswerft. Wir haben uns mit Fabian Oestreicher von der Hilfswerft und Michael Stuckenberg aus dem Starthaus unterhalten, um zu erfahren, warum sie sich diesen Themen widmen, was für Angebote es bereits im Land Bremen für Social Entrepreneure gibt und wer unbedingt zu den Camps kommen sollte.

Die Hilfswerft setzt sich seit vielen Jahren für Social Entrepreneurship ein, insbesondere in der Bildung und Aktivierung. Fabian, warum ist dir das Thema persönlich so wichtig?

Fabian Oestreicher (Hilfswerft):  Social Entrepreneurship gibt es heute schon Beispiele dafür,  wie zukunftsfähiges Wirtschaften funktionieren kann. Ich finde Menschen spannend, die auf neue Ideen kommen und damit entweder dazu beitragen unsere Grundbedürfnisse – wie Wohnen, Ernähren und Zusammenleben – noch nachhaltiger zu gestalten. Oder aber eine Initiative, einen Verein oder sogar ein Startup gründen, um gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen.

Dabei geht es oft nicht um neue Technikerfindungen. Sondern darum, vorhandene Mittel neu zu kombinieren, um Alternativen für die Praxis zu schaffen. Diese sozialen Innovationen hinterfragen dann auf einmal, ob wir zum Beispiel wirklich so viel Wohnraum und Gegenstände pro Person brauchen. Oder wie Gemeinschaftsräume, urbane Gärten oder das Teilen von Dingen neu gedacht werden können.

Fabian Oestreicher ist Mitorganisator von der Hilfswerft © Hilfswerft

Diese Denkweise, aber auch das Gefühl der Selbstwirksamkeit – als Person etwas bewegen zu können – möchte ich in unseren Formaten gern weitergeben.

Michael, du betreust den Bereich Social Entrepreneurship im Starthaus. Welche Bedeutung haben soziale Innovationen hier?

Michael Stuckenberg (Starthaus): Wenn Menschen mit einem Gründungsvorhaben zu uns kommen und dabei soziale Innovationen in den Vordergrund stellen, unterstützen wir das sehr gern. Die positive Wirkung, die diese Unternehmen später auf die Gesellschaft haben werden, ist sehr wertvoll. Soziale Innovationen fördern aber noch mehr Ziele des Landes Bremen: Zum einen steigen die Unternehmensgründungen und die Gründer:innen erwirtschaften ihr eigenes Einkommen. Zum anderen führen die Innovationen zum Wandel und Strukturfortschritt.

Neben dem Ziel der positiven gesellschaftlichen Wirkung ist es aber auch erforderlich, dass das Geschäftsvorhaben ein tragfähiges Erlösmodell aufzeigt, damit sich das Unternehmen finanzieren kann – wie beispielsweise die Getränkemarke „Viva con Agua“. Deshalb freuen wir uns darüber, dass wir nun im Rahmen der Starthaus SocialCamps mit Hilfe der Hilfswerft einen Impuls geben, um die Sichtbarkeit für weitere soziale Innovationen bei den Themen Klima und Konsum zu erhöhen. Wir bieten Inspiration, Teambuilding, Geschäftsmodellentwicklung und viele Informationen darüber, wie eine Gründung gelingen kann.

Da kommen also viele spannende Inputs auf die Interessierten zu. Wie sieht denn der aktuelle Status von gemeinwohlorientierten Gründungen aus?

Michael (Starthaus): Seit dem letzten Jahr wurde im Starthaus in Kooperation mit dem Social Impact Lab Bremen das Angebot Social Entrepreneur by Starthaus geschaffen. Wir freuen uns, Workshops und Schulungsveranstaltungen sowie Beratung und Coaching rund um die Bedürfnisse der angehenden Sozialunternehmer:innen anzubieten. Im Rahmen diverser Netzwerke überlegen wir, wie wir weitere Angebote schaffen oder Bestehende anpassen können, um gemeinwohlorientierte Gründungen zu fördern. Eines dieser Netzwerke ist zum Beispiel das die neu gegründete Regionalgruppe Bremen des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland SEND.

Nun ist es an der Zeit, die bereits bestehenden Angebote einem breiten Publikum bekannter zu machen. Wir stellen fest, dass mittlerweile in vielen Gründungsideen Aspekte aus dem sozialen Unternehmertum direkt mitgedacht werden und dies geht über den ökologischen Ansatz hinaus.

Michael Stuckenberg
Michael Stuckenberg

Der Anteil an sozialen Gründungsvorhaben steigt auch bei unseren Beratungen. Und es gibt viele Leute, die aus eigener Motivation heraus unsere gesellschaftlichen Probleme lösen wollen. Viele haben aber noch nicht daran gedacht, ihre Lösungsansätze mit unternehmerischen Mitteln umzusetzen. Diese Möglichkeit wollen wir mit den beiden Camps aufzeigen und über die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen informieren.

Für die Starthaus SocialCamps kann man sich zurzeit anmelden. Diese Camps beruhen auf den Social Entrepreneurship Camps der Hilfswerft, bei denen ihr Menschen für soziale Innovationen begeistert. Durch Corona wird alles digital umgesetzt, kann das funktionieren?

Fabian (Hilfswerft): Ja, ich kann die Bedenken verstehen, die erst einmal sagen: Uff, zweieinhalb Tage vor dem Rechner! Doch wir haben seit dem Beginn der Pandemie gute Erfahrungen mit der digitalen Variante gemacht. Wir achten darauf, ein abwechslungsreiches Programm vorzustellen: Impulse, Methoden, Gruppenarbeiten – und die eigene Idee wird immer konkreter. Die Zeit vergeht meist viel zu schnell, schließlich will ja jedes Team bei der Endpräsentation überzeugen. Wie im echten Startup-Leben, wird das Rennen mit der Zeit dann vielleicht auch mal etwas anstrengend, insbesondere wenn die Teams in ihren Flow kommen. Wir planen aber auch genug Pausen ein. Für eher introvertierte Personen sind die digitalen Camps sogar angenehmer, da sie eine leichtere Rückzugsmöglichkeit haben.

Das hört sich nach einem abwechslungsreichen Ablauf an. Für wen empfiehlst du die Teilnahme bei den Camps? Können hier alle mitmachen?

Fabian (Hilfswerft): Bei unseren Camps predigen wir oft: Die Zielgruppe „Alle“ gibt es nicht, daher versuche ich das auch einmal so konkret wie möglich zu formulieren: Ich glaube die Veranstaltungen sind für Menschen, die etwas in Bremen oder Bremerhaven bewegen wollen, aber noch nicht so richtig wissen, was, wie und mit wem. Mit den Vorhaben können perspektivisch Einkommen generiert werden, aber reich werden sollte nicht das Motiv sein. Stattdessen suchen unsere Teilnehmenden oft nach einem guten Kompromiss aus sinnhafter Beschäftigung und wirtschaftlicher Eigenständigkeit. Ein gewisses Interesse für Klimaschutz oder nachhaltiger Konsum schadet natürlich nicht, es braucht aber kein inhaltliches oder wirtschaftliches Vorwissen. Wer mit seiner Idee schon etwas weiter ist, findet beim zweiten Camp vielleicht noch passende Mitstreiter:innen.

Da kommen bestimmt spannende Ideen bei raus. Aber was passiert nach den Camps? Wie kann es für die Ideen weitergehen?

Michael (Starthaus): Im Starthaus würden wir uns freuen, wenn aus den in den Camps entwickelten Ideen gesellschaftsrelevant wirkende Unternehmen werden würden, die wiederum positiv auf weitere Unternehmen wirken. Hierbei wollen wir sie unterstützen und bieten, je nachdem in welcher Phase sich die Gründungsidee befindet, passende Leistungen an.

Mit den Qualifizierungen aus unseren weiteren Workshops können die angehenden Sozialunternehmer:innen ihre Ideen weiterentwickeln. Unsere Workshops greifen Fragen von der Gründung bis zur Wachstumsphase auf. Dabei ist es immer inspirierend, in den Austausch mit anderen Gründenden zu kommen und sich gegenseitig zu unterstützen. Somit können sich die Social Entrepreneure in Coachings in Einzel- oder Teamberatungen auf ihre Gründung vorbereiten.

Mit dem Starthaus Crowdfunding runden wir das Angebot mit einem Finanzierungsbaustein ab und begleiten so zuverlässig von der Idee bis zur Gründung. Im Rahmen unserer Kampagne Social Mission Possible gibt es zu jedem erfolgreichen Projekt über 2.500 Euro aus dem Bereich des sozialen und ökologischen Wirtschaftens noch einmal 20 Prozent dazu – bis hin zu maximal 2.000 Euro.

Neben unserer Begleitung durch das Starthaus empfehlen wir immer wieder gern die Leistungen unserer vielfältigen Netzwerkpartner:innen aus dem Bremer Gründungsökosystem.

Fabian und Michael, vielen Dank für das spannende Interview und viel Spaß bei den Starthaus SocialCamps!

Hier gibt es alles Infos zum Starthaus SocialCamp: Klima am 3. Juni. Und hier findet ihr die Infos zum Konsum-Camp am 24. Juni. Meldet euch gleich an!

Wenn auch ihr eine Gründungsidee habt, die sozial oder ökologisch nachhaltig ist, und ihr etwas bewirken wollt, dann meldet euch gleich bei uns. Wir bieten mit unserem Programm Social Entrepreneur by Starthaus genau die Bausteine an, die ihr für euren Erfolg benötigt. Alle Informationen zu Social Entrepreneur by Starthaus findet ihr hier.

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