18.6.2021 - GreenChimp und Starthaus

Starthaus SocialCamp Klima: ein Gespräch mit dem Gewinner-Team GreenChimp

Social Entrepreneurship
Eine kleine Pflanze wächst in einer Glühbirne

Im ersten Starthaus SocialCamp drehte sich alles rund um das Thema Klima. Während des zweieinhalbtägigen Workshops haben die rund 20 Teilnehmenden an ihren Ideen gearbeitet. Im Finale am Samstag hielten dann vier Projekte ihre Pitchpräsentation – der Gewinner: GreenChimp. Wir haben nachgefragt, welche Idee das Team hat und wie es weitergehen wird.

Starthaus: Ihr habt im Starthaus SocialCamp Klima eine Projektidee entwickelt – um welches Thema wollt ihr euch kümmern?

GreenChimp: Wir wollten uns als Team dem Problem der „Grünen Blase“ annehmen. Unsere persönlichen Geschichten und die Motivation der Teilnahme waren durchweg geprägt von der Einschätzung, dass sich ein überwiegender Teil der Gesellschaft der eigenen VerANTWORTung [sic!]vor allem beim Thema der ökologischen Nachhaltigkeit beziehungsweise dem eigenen Fußabdruck noch nicht bewusst ist. Und gleichzeitig gibt es Menschen, die etwas ändern wollen, aber nicht wissen wie.
In beiden Fällen gibt es Hürden, gerade in der Kommunikation der persönlichen Selbstwirksamkeit, die wir überspringen wollen.

Für eure Lösung GreenChimp habt ihr den ersten Platz gewonnen. Was steckt dahinter?

Von einer Lösung würden wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht unbedingt sprechen, denn einerseits haben wir unsere Idee bisher nicht in die Tat umgesetzt und die reale Wirkung ist entsprechend unklar. Andererseits war für uns schnell klar, dass die Veränderung hin zu einer nachhaltigeren, klimafreundlicheren Lebensweise ein komplexes, multikausales Unterfangen ist, bei dem unser Ansatz ein wichtiger Schritt von vielen sein kann.

Das Ganze ist also eingebunden in eine größere Idee. Konkret haben wir den Gedanken einer Art nachhaltigen Payback-Systems für junge Bremer Familien. Mithilfe einer App können diese ihre Einkäufe analysieren lassen und damit auf ein Treuepunktesystem einzahlen. Oftmals fehlt der Überblick, was guten Gewissens in den Einkaufskorb gelegt werden kann und was doch lieber im Regal stehen bleibt. Hier möchten wir ansetzen und den Nutzer:innen ein individuelles Feedback geben, das ihnen mit Tipps und dem Aufzeigen von Zusammenhängen hilft, die eigenen Kaufentscheidungen ökologisch nachhaltiger zu gestalten.

Bei Social Entrepreneurship geht es auch um einen unternehmerischen Ansatz, um zumindest die Kosten zu decken. Fiel es euch schwer zu überlegen, wie man mit GreenChimp Geld verdienen kann? Auf was seid ihr dabei gekommen?

Absolut, da das Thema Klimaschutz bei uns allen intrinsisch motiviert ist, würden wir es im Grunde auch machen, wenn keine:r hingucken würde.

Letztlich sind wir der Überzeugung gewesen, dass den Endverbraucher:innen keine finanziellen Kosten durch unser Produkt entstehen dürfen. Vielmehr sollen die Unternehmen angehalten werden, ihren Anteil zu zahlen. Gleichfalls wären Spenden und öffentliche Förderungen angedacht.

Ihr wart zum ersten Mal bei einem Camp zum Thema Social Entrepreneurship dabei. Was hat euch dazu bewegt mitzumachen?

Um ehrlich zu sein, es war die Neugierde, wie so ein Camp ganz generell, aber vor allem methodisch angegangen wird. Keine:r von uns hatte  eine konkrete Idee, mit der er oder sie direkt starten wollte. Gleichzeitig wollten wir alle die Möglichkeit nutzen, Menschen, die sich hier vor Ort in dem Social Entrepreneurship „Ökosystem“ bewegen, kennenzulernen.

Was waren danach eure Eindrücke und wem könnt ihr empfehlen, beim Starthaus SocialCamp Konsum (24.-26. Juni 2021) teilzunehmen?

Wir waren uns am Ende einig, dass es in unserem doch sehr heterogenen Team glücklicherweise direkt gepasst hat. Keine:r hat sich in den Vordergrund spielen wollen, dafür war es ein achtsamer und ehrlicher Umgang miteinander.

Das Camp ist in seiner kompakten Ausführung sicher gut geeignet für diejenigen, die bereits eine ungefähre Idee haben und diese nochmal aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten wollen. Sowohl rational, indem die einzelnen Schritte beim Bau des „Starthauses“ gemeinsam mit Gleichgesinnten gegangen werden, wie auch emotional, um in sich hineinzuhorchen, ob sich jede:r einzelne bei diesem Prozess wirklich wohlfühlt und dies von seinen Kolleg:innen gespiegelt zu bekommen.

Als Gewinnerteam im SocialCamp bietet euch das Starthaus ein besonderes Angebot. Wenn ihr weitermacht, steht euch ein Intensiv-Coaching mit dem Social Impact Lab Bremen und ein Media-Support-Paket in Aussicht. Ist das nicht ein Anreiz, GreenChimp tatsächlich einfach mal weiter zu denken?

Wir haben das länger in der Gruppe besprochen und wollen die Idee definitiv noch etwas weiterdenken und Feedback einholen. Je nachdem, wie sich das entwickelt, kommen wir gerne auf das besondere Angebot zurück!

Spielen wir einmal Wünsch-dir-was: Welche Kompetenzen braucht ihr noch zur Weiterentwicklung, wer darf bei euch gerne einmal zum Austausch anklopfen?

Sicherlich jemand mit Programmierungskenntnissen – keine:r von uns könnte diese App in die Tat umsetzen.
Grundsätzlich darf aber jede:r klopfen, die oder der mit uns zu konkreten Ideen oder konstruktiver Kritik ins Gespräch kommen möchte.

Angenommen, ihr habt für GreenChimp eine Plakatfläche in Bremen/Bremerhaven, die jede:r liest: Was würdet ihr darauf schreiben?

  1. Lass dich wirken! – Nutz‘ GreenChimp
  2. Nachhaltig Punkten – langfristig wirken! GreenChimp macht’s möglich.

Die größten Herausforderungen der Menschheit sind gleichzeitig die größten potenziellen Märkte für Social Entrepreneurs. Wie seht ihr deren Rolle zwischen Politik, Bewegungen und ehrenamtlichem Engagement?

Das ist in der Tat ein ganz spannendes Feld und das Starthaus SocialCamp hat uns sicherlich sensibilisiert, wo Ansatzpunkte für Social Entrepreneurs liegen könnten.

Die Diskussionen in unserer Gruppe deuteten immer darauf hin, dass ein Denken in rein liberal-wirtschaftlichen Strukturen mit grünem Hintergedanken keine echte Lösung birgt oder wie Einstein sagte: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Für uns dreht es sich daher nach wie vor auch um die Frage, wie wir Menschen auf neuen Wegen im Kopf und im Herzen erreichen können. Dass sich unsere Idee bis jetzt vieler bereits bestehender Modelle und Ansätze bedient, zeigt nur, dass der Weg noch lang ist.

Zum Schluss: Chimp heißt Schimpanse - wäre das einfach euer Maskottchen oder steckt dahinter eine tiefere Message?

Tatsächlich ist es im ersten Schritt und zum jetzigen Zeitpunkt nur unser Maskottchen. Eine Idee lässt sich besser präsentieren, wenn sie einen Namen hat und eine gewisse Vorstellung auslöst. Aber natürlich ließe sich, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der ökologischen Nachhaltigkeit, mit Stichworten wie Biodiversitätskrise, Artensterben, industrieller Landwirtschaft und Lebensraumverknappung auch ein tieferer Zusammenhang herstellen.

Team GreenChimp:

  • Franziska, Fertigungsingeneurin in Hannover
  • Lenz, 4. Semester Master Sustainability Economics and Management in Oldenburg
  • Nils, 3. Semester Bachelor Internationale Wirtschaft und Entwicklung plus 1. Semester Nachhaltigkeit in Bayreuth
  • Tom, Förderschullehrer, Dipl. Beh. Pädagoge, Coach von Bildungseinrichtungen, Mediator in Bremen
  • Filip, Projektreferent für einen Mobilitätswendeverein in Bremen

Hier gibt es alles Infos zum Starthaus SocialCamp: Konsum vom 24. bis 26. Juni. Meldet euch gleich an!

Wenn auch ihr eine Gründungsidee habt, die sozial oder ökologisch nachhaltig ist, und ihr etwas bewirken wollt, dann meldet euch gleich bei uns. Wir bieten mit unserem Programm Social Entrepreneur by Starthaus genau die Bausteine an, die ihr für euren Erfolg benötigt. Alle Informationen zu Social Entrepreneur by Starthaus findet ihr hier.

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