Bremer Tech-Startups verändern die Erdbeobachtung
ESA BIC Northern GermanyWelche neuen Chancen schaffen die Startups für die nachhaltige Entwicklung der Branche?
Jüngste Entwicklungen in der Raumfahrttechnologie haben den Weg für hochauflösende Satellitenbilder geebnet. Diese sind für die Förderung der Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung. Die neuesten Technologien werden in vielen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel bei der Messung von Emissionen, der Land- und Wasserbewirtschaftung und dem Naturschutz auf regionaler und globaler Ebene. Darüber hinaus tragen sie zur Verbesserung des Notfallmanagements bei, unterstützen die flächendeckende Analyse für eine effiziente Energienutzung und erhöhen die Sicherheit wichtiger Infrastrukturen wie Versorgungsleitungen und Hafenanlagen, indem sie zu deren Digitalisierung und Optimierung beitragen.
Wie genau funktioniert die Erdbeobachtung und welche Daten stehen zur Verfügung? Welche Innovationen bereichern das Feld und welche Vorteile haben sie gegenüber anderen Methoden? Wo stoßen diese Technologien an ihre Grenzen und welche Anpassungen sind notwendig? Wie lässt sich die Vielfalt der Technologien effektiv kombinieren und ein nutzerfreundlicher Datendienst für spezifische Anwendungen entwickeln?
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des Netzwerktreffens „Bremer Tech-Startups meet SME“, bei dem Expertinnen und Experten aus Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Verbänden zusammenkamen, um innovative Lösungen für Europa zu diskutieren - insbesondere solche, die von Bremer Tech-Startups entwickelt wurden.
Was ist Erdbeobachtung?
Unter Erdbeobachtung versteht man den Einsatz von Fernerkundungstechnologien zum Monitoring von Land, Wäldern, Infrastruktur und vor allem der Atmosphäre. Die satellitengestützte Erdbeobachtung basiert auf dem Einsatz von Nutzlasten auf Satelliten, um Bilddaten von Merkmalen der Erde zu erfassen. Die Bilder werden dann verarbeitet und analysiert, um verschiedene Arten von Informationen zu erhalten, die für eine Vielzahl von Anwendungen und Industrien genutzt werden können.
Die Erdbeobachtung, das heißt die systematische Sammlung von Daten aus dem Weltraum oder aus der Luft, ist in vielerlei Hinsicht nützlich:
Umweltmonitoring
Von der Luftqualität über die Gesundheit von Ökosystemen bis hin zur Beobachtung von Landnutzungsänderungen liefert die Erdbeobachtung wichtige Daten zur Beurteilung des Zustands unserer natürlichen Umwelt. Diese Daten sind unerlässlich für Umweltschutzmaßnahmen, das Management natürlicher Ressourcen und die Planung nachhaltiger Entwicklungsstrategien.
In diesem Bereich verfolgt das Startup PLENO GmbH beispielsweise das Ziel, die Erstellung von Emissionsminderungsprojekten zu beschleunigen und damit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der globalen Netto-Null-Ziele zu leisten. Durch den Einsatz von maschinellem Lernen und Blockchain-Technologien digitalisiert PLENO den Emissionshandelsmarkt und verbessert den Prozess der Erstellung von Umweltzertifikaten.
Landwirtschaft
In der Landwirtschaft ermöglicht die Erdbeobachtung eine effizientere Ressourcennutzung und unterstützt nachhaltige Anbaumethoden. Die Überwachung von Bodenfeuchtigkeit, Pflanzengesundheit und Ernteerträgen aus dem Weltraum hilft Landwirten, ihre Anbaupraktiken zu optimieren. Dies führt zu einer höheren Produktivität bei gleichzeitiger Minimierung von Umweltauswirkungen wie übermäßigem Wasser- oder Düngemitteleinsatz.
Ein Beispiel für die innovative Nutzung dieser Technologie ist das Bremer Startup Sharpsat UG. Durch die Nutzung von Satellitendaten in Kombination mit einem speziellen Algorithmus ermöglicht Sharpsat eine präzisere Bewirtschaftung von Weinbergen. Die Technologie hilft den Weinbauern, die Pflanzengesundheit besser zu überwachen und Ressourcen wie Wasser und Dünger gezielter einzusetzen. Sharpsat zeigt damit, wie die Erdbeobachtung zur Optimierung landwirtschaftlicher Praktiken beiträgt und neue Wege für eine nachhaltige Landwirtschaft eröffnet.
Grenzen und Anpassungen von Erdbeobachtungstechnologien
Erdbeobachtungstechnologien haben das Potenzial, tiefe Einblicke in viele Aspekte unseres Planeten zu liefern. Trotz ihrer fortschrittlichen Fähigkeiten stoßen diese Technologien jedoch an bestimmte Grenzen, die ihre Wirksamkeit einschränken können.
- Atmosphärische Störungen: Wolkenbedeckung, Staub und andere atmosphärische Faktoren können die Qualität und Klarheit von Satellitenbildern beeinträchtigen. Dies führt zu Herausforderungen bei der genauen Überwachung von Umweltveränderungen oder bei der Kartierung von Landschaften aus dem Weltraum.
- Große Datenmengen: Die Erfassung, Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen erfordert hohe Rechenleistungen und fortschrittliche Datenverarbeitungstechniken. Die Datenflut kann zu Engpässen bei der Speicherkapazität führen und die schnelle Auswertung der Informationen erschweren.
- Zeitliche Auslösung: Während einige Satelliten in der Lage sind, häufig Daten zu liefern, können andere nur in größeren Zeitabständen Informationen sammeln. Dies kann dazu führen, dass wichtige Ereignisse oder Veränderungen nicht in Echtzeit erfasst werden.
- Integration unterschiedlicher Datenquellen: Verschiedene Satellitensysteme und Sensoren können Daten in unterschiedlichen Formaten und Auflösungen liefern, was die Kombination und umfassende Analyse dieser Informationen erschwert.
Ein konkretes Beispiel für ein Unternehmen, das sich diesen Herausforderungen stellt, ist die Marble Imaging GmbH. Marble Imaging hat sich auf die Entwicklung einer Satellitenkonstellation spezialisiert, die hochauflösende Bilder der Erde liefert. Dabei stoßen sie auf die oben genannten Einschränkungen, insbesondere auf atmosphärische Störungen, die die Bildqualität beeinträchtigen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, investiert das Bremer Startup in fortschrittliche Bildverarbeitungstechniken und künstliche Intelligenz. Diese Technologien helfen, die Bilder zu klären und die Daten effizienter zu analysieren. Außerdem arbeiten sie daran, die zeitliche Auflösung ihrer Satellitendaten zu verbessern, um aktuellere und häufigere Informationen liefern zu können.
Ein Sprungbrett für Innovation und Nachhaltigkeit in der Bremer Startup-Szene
Sabrina Melchionna, Gründerin von melchionna remote sensing, betont die Bedeutung der Erdbeobachtung als Schlüsselbranche und ermutigt Gründerinnen und Gründer, sich aktiv in diesem Bereich zu engagieren. „Die Erdbeobachtung bietet eine Welt voller unentdeckter Möglichkeiten. Sie ist nicht nur ein Motor für technologische Innovationen, sondern auch ein Mittel, um auf drängende globale Herausforderungen wie den Klimawandel zu reagieren“, so Melchionna.
In der Erdbeobachtung liegt eine große Chance für die Gründer:innen und der Startupszene am Standort Bremen. Der Sektor bietet nicht nur die Möglichkeit für technologische Innovationen, sondern auch für eine aktive Antwort auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel. Für Gründerinnen und Gründer bietet sich die Chance Lösungen zu entwickeln, die ökonomische Relevanz mit ökologischem Bewusstsein verbinden.
Die Erdbeobachtung dient auch als Plattform für gesellschaftlich engagiertes und klimafreundliches Unternehmertum und ermutigt die Gründerszene, innovativ zu sein und einen nachhaltigen Einfluss zu hinterlassen. Durch das Starthaus Bremen und Bremerhaven und das ESA BIC Northern Germany erhalten Startups wichtige Unterstützung und Ressourcen, um eine führende Rolle in der Erdbeobachtungsbranche zu übernehmen. Die Herausforderung besteht darin, die Komplexität dieses Bereichs zu meistern und den „Erdbeobachtungsdschungel“, wie Nura Linggih (Gründer von PLENO) es ausdrückt, mit Technologien zu durchdringen, die sowohl für unsere Wirtschaft als auch für unseren Planeten von großem Wert sind.
Am Raumfahrtinkubator ESA BIC Northern Germany oder generell an einer Gründung interessiert? Schreibt uns gern eine Mail an info@starthaus-bremen.de oder ruft uns unter +49 (0)421 9600 372 an.
Erfolgsgeschichten
Eine Weltraumrakete, die wie ein Flugzeug starten und landen kann: Das ist die Idee, die das Bremer Start-up Polaris verfolgt. Kleine Testmodelle fliegen schon, 2028 soll „Aurora“ abheben. Die Erfindung könnte den Markt revolutionieren, denn die Raumflugzeuge sind bis zu 200-mal wiederverwendbar – und können von jedem Flughafen ins Weltall starten.
Zum Artikel bei der WFBAngesichts komplexer industrieller Herausforderungen, bei denen Magnetfelder und hochentwickelte Datenverarbeitung aufeinandertreffen, gestaltet die PhySens GmbH die Geschichte von Präzision und Effizienz neu. Motiviert durch ihre Erfahrungen bei der ESA-Rosetta-Mission sind diese Wissenschaftler, jetzt Unternehmer, auf der Suche nach der Anwendung ihrer Magnetfelddatenverarbeitungstechniken. Die Sektoren in denen PhySens unterwegs ist, reichen vom Transportwesen bis hin zur Infrastrukturprojekten. Unterstützt wird das Startup vom ESA BIC Northern Germany.
Zum Artikel bei AviaspaceBremen, eine Stadt, die sich zunehmend als attraktiver Knotenpunkt für junge Talente in der Luft- und Raumfahrtbranche etabliert, zieht nicht nur Startups an, sondern auch eine wachsende Zahl von Young Professionals. Doch was macht die Region so faszinierend für aufstrebende Fachkräfte, insbesondere im Bereich der Space Startups? Wir haben bei Studierenden und Young Professionals nachgefragt...
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